Belastungsbedingte Schmerzen Sportlicher Einstieg in die Dauermedikation
Schmerz ist ein wichtiges Warnsignal des Körpers. Bei hoher Belastungsintensität signalisiert er Grenzen, deren Überschreitung über kurz oder lang Konsequenzen hat. Dabei ist nicht nur die Gefahr für Verletzungen erhöht, sondern auch für strukturelle Schäden an dem sich in der Entwicklung befindlichen muskuloskelettalen Apparat.
Frei nach dem Motto „no Pain – no Gain“ werden Schmerzen von Nachwuchsleistungssportlern jedoch oft verdrängt. So wurde beobachtet, dass mehr als 43 % der deutschen Nachwuchsathleten in olympischen Sportarten trotz Gelenkschmerzen an Wettkämpfen teilnehmen. Eine ähnliche Situation wurde beim Basketball in der höchsten deutschen Spielklasse beschrieben: Hier waren 34 % aller verletzungsfreien Nachwuchsspieler ungeachtet ihrer Schmerzen bereit, Wettkämpfe zu bestreiten. Zwei von drei Nachwuchsbasketballern gaben zudem an, dass sie unter Schmerzen auch weiter trainieren.
Viele Betroffene begegnen diesen Schmerzen, indem sie zu Analgetika greifen. Während einer Weltmeisterschaft nehmen Junior-Profifußballer durchschnittlich 0,63 Medikamente pro Spiel ein. Dabei handelt es sich zu einem großen Teil (38,9 %) um Schmerzmittel vom Typ der nicht-steroidalen Entzündungshemmer (COX-2-Hemmer).
Von deutschen Nachwuchsbasketballern im Alter zwischen 13 und 19 Jahren gaben 84 % bzw. 40 % an, während der Saison gelegentlich bzw. häufig Schmerzmittel einzunehmen. Im Schnitt werden 1,74 Medikamente eingenommen. Auch hier scheinen nicht-steroidale Entzündungshemmer wie Ibuprofen und Diclofenac hoch im Kurs zu stehen.
Nur in jedem dritten Fall ist ein Arzt involviert
Dabei konnte kein Zusammenhang zwischen der Medikamenteneinnahme und Verletzungen oder dem aktuellen Schmerzstatus festgestellt werden. So gaben 13,2 % der Junior-Basketballer an, Schmerzmittel selbst dann einzunehmen, wenn sie überhaupt keine einschränkenden Symptome verspüren. Von einer prophylaktischen Einnahme berichteten 4,9 % der jungen Athleten.
In zwei von drei Fällen wird die Entscheidung zur Einnahme von Schmerzmitteln von dem Jugendlichen oder jungen Erwachsenen selbst bzw. seinem unmittelbaren Umfeld – also meist den Eltern – getroffen. Nur in einem von drei Fällen ist ein Arzt an der Entscheidung und damit auch an der Planung der Dosierung beteiligt.
Mehr als 90 % der jungen Sportler gaben an, dass das unmittelbare Umfeld auch die primäre Bezugsquelle für die Medikamente darstellt. Nur vier von zehn Nachwuchssportlern erhalten ihre Medikamente nach eigenen Angaben hauptsächlich oder einmal im Verlauf von einem Arzt verschrieben.
Quelle: Berrsche G, Schmitt H. Dtsch Z Sportmed 2022; 73: 93-97; DOI: 10.5960/dzsm.2022.526