Blutdruck senken Strikte Einstellung bei Älteren auf dem Prüfstand

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Eine zwei bis vierjährige Therapie mit niedrigerem Ziel bewirkte bestenfalls eine leichte Reduktion der Gesamtmortalität (relatives Risiko, RR, 1,14). Eine zwei bis vierjährige Therapie mit niedrigerem Ziel bewirkte bestenfalls eine leichte Reduktion der Gesamtmortalität (relatives Risiko, RR, 1,14). © Юлия Завалишина - stock.adobe.com

Die optimale Blutdruckkontrolle im Alter bleibt umstritten. Eine aktuelle Cochrane-Analyse zeigt: Eine aggressive Senkung unter 140/90 mmHg bietet kaum Vorteile gegenüber einer moderaten Reduktion. Während die Gesamtmortalität nur leicht sank, traten Schlaganfälle unter einer weniger intensiven Therapie seltener auf. Nun muss geklärt werden, ob diese Erkenntnisse auch für über 80-Jährige gelten.

Die optimalen Blutdruckgrenzwerte für ältere Hypertoniker werden noch immer diskutiert. Ein Autorenteam der Cochrane Library brachte nun das Review von 2017 auf den Stand von Juni 2024. Verglichen wurden zwei Strategien, die weniger aggressive Senkung in einen Bereich von < 150–160/95–105 mmHg und eine stärkere Reduktion (< 140/90 mmHg oder niedriger). 

Über 16.000 Erkrankte eingeschlossen

Die Forscherinnen und Forscher berücksichtigten randomisierte kontrollierte Studien bei Erkrankten im Alter ab 65 Jahren, der Untersuchungszeitraum musste mindestens ein Jahr betragen. Zu den primären Endpunkten zählten Gesamtmortalität, Schlaganfälle und schwere kardiorenale Gefäßereignisse, schreibt die Gruppe um Dr. Jamie Falk von der Rady Faculty of Health Sciences der University of Manitoba im kanadischen Winnipeg. In das Update eingeschlossen wurden vier Studien. Das entsprach einer Gesamtzahl von 16.732 Erkrankten im mittleren Alter von 70,3 Jahren. Eine Arbeit verglich ein höheres Blutdruckziel (< 150/90 mmHg) mit einem niedrigeren (< 140/90 mmHg). Zwei Untersuchungen erfassten nur den systolischen Wert, verglichen wurden in diesen Fällen < 150 bzw. 160 mmHg mit < 140 mmHg. Die vierte und neueste Analyse stellte einen Zielbereich von 130–150 mmHg einem von 110–130 mmHg gegenüber. 

Eine zwei bis vierjährige Therapie mit niedrigerem Ziel bewirkte bestenfalls eine leichte Reduktion der Gesamtmortalität (relatives Risiko, RR, 1,14). Bei einer geringeren Drucksenkung traten aber mit hoher Evidenz weniger Schlaganfälle auf (RR 1,33) und mit moderater Sicherheit seltener schwere kardiovaskuläre Ereignisse (RR 1,25), so die Berechnung des Forschungsteams. Die Zahl der Therapieabbrüche war im niedrigeren Blutdruckbereich nicht erhöht. Weitere Studien müssen nun klären, ob sich diese Ergebnisse auch auf Personen ≥ 80 Jahre übertragen lassen.

Quelle: Falk JM et al. Cochrane Database Syst Rev 2024; DOI: 10.1002/14651858.CD011575-pub3