Antihypertensiva – Blutdruck runter, Nebenwirkungen rauf
Die Hypertonie stellt einen der wichtigsten modifizierbaren Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Komplikationen dar. Angesichts des kardiovaskulären Nutzens einer konsequenten Blutdrucksenkung werden zunehmend niedrige Zielwerte empfohlen. Für gebrechliche und multimorbide Patienten kann dies unter Umständen gefährlich werden, berichtet ein britisches Wissenschaftlerteam um Dr. Ali Albasri vom Nuffield Department of Primary Care Health Sciences an der University of Oxford.
Insbesondere bei vorgeschädigter Niere, bei Elektrolytstörungen oder Synkopenneigung ist Vorsicht geboten. Die Wissenschaftler gingen der Frage nach, mit welchen spezifischen Nebenwirkungen bei einer Antihypertensivabehandlung gerechnet werden muss. Hierzu werteten sie 58 randomisierte kontrollierte Studien mit mehr als 280 000 Teilnehmern und einer Nachbeobachtungszeit von median drei Jahren aus.
Die Metaanalyse bestätigte den kardiovaskulären Nutzen der Hochdrucktherapie: Sie senkte das Gesamtsterberisiko, die kardiovaskuläre und die Schlaganfallmortalität, nicht jedoch die Sterblichkeit nach Myokardinfarkt. Im Hinblick auf die Nebenwirkungen zeigte sich: Das Risiko für Sturzereignisse, der primäre Studienendpunkt, war – entgegen der landläufigen Annahme – unter den Blutdrucksenkern nicht erhöht. Gleiches galt für das Frakturrisiko. Allerdings prädisponierten die Medikamente für akute Nierenschäden, für eine Hyperkaliämie, für eine leichte Hypotonie ohne Stürze sowie für Synkopen.
Gewisse Wirkstoffe fordern besondere Aufmerksamkeit
Eine personalisierte Blutdruckeinstellung wird immer wichtiger, schließen die Wissenschaftler, und die Ergebnisse ihrer Metaanlyse sollten das Bewusstsein hierfür schärfen. Insbesondere bei Personen mit hohem absolutem Risiko für bestimmte Komplikationen sowie beim Einsatz von Antihypertensiva mit spezifischem Wirkprofil (z.B. Hemmer des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems: akute Nierenschäden, Hyperkaliämie) sei das von Bedeutung.
Quelle: Albasri A et al. BMJ 2021; 372: n189; DOI: 10.1136/bmj.n189