NSCLC Sublobäre Resektion ist Lobektomie in selektiertem Kollektiv nicht unterlegen

Autor: Josef Gulden

Bei ausgewählten Patient:innen können kleine Lungentumoren sublobär reseziert werden. Bei ausgewählten Patient:innen können kleine Lungentumoren sublobär reseziert werden. © Rasi – stock.adobe.com

Frühe Manifestationen des NSCLC können bei ausgewählten Patient:innen sublobär reseziert werden. Gegenüber der Lobektomie ergaben sich bezüglich DFS und OS keine Nachteile für das konservativere Vorgehen.

Den bisherigen Standard für T1N0 NSCLC stellte die Lobektomie dar, etabliert durch eine fast 30 Jahre alte randomisierte Studie der Lung Cancer Study Group. Darin war das Vorgehen sowohl bezüglich Lokalrezidiven als auch der lungenkrebsbedingten Mortalität einer sublobären Resektion überlegen. Fortschritte in Bildgebung und Staging gestatten mittlerweile die Detektion kleinerer Tumoren in immer früherem Stadium. Japanische Kolleg:innen demonstrierten kürzlich, dass eine anatomische Segment­ektomie bei max. 2 cm großen Tumoren das OS nach sieben Jahren verbessern kann und hinsichtlich des rezidivfreien Überlebens der Lobektomie zumindest nicht unterlegen ist. 

Prof. Dr. ­Nasser ­Altorki, New York Presbyterian Hospital, und sein Team präsentierten nun ebenfalls Phase-3-Daten nach median sieben Jahren Follow-up. Es hatten sich 697 Personen mit NSCLC im Stadium T1aN0 randomisiert entweder einer Lappen- oder sub­lobären Resektion unterzogen. Neben dem radio­logischen Staging war eine hiläre oder mediastinale Lymphknoten-Metastasierung intraoperativ pathologisch ausgeschlossen worden; die solitären Tumoren maßen max. 2 cm. 

Hinsichtlich des primären Endpunkts DFS unterschieden sich die beiden Arme nicht (HR 1,01; 90%-KI 0,83–1,24). Ähnliches galt für das OS mit einer HR von 0,95 (95%-KI 0,72–1,26). Die DFS-Raten nach fünf Jahren betrugen für die sublobäre Resektion 63,6 % (95%-KI 57,9–68,8) und für die Lob­ektomie 64,1 % (95%-KI 58,5–69,0). Die Fünf-Jahres-OS-Raten beliefen sich auf 80,3 % (95%-KI 75,5–84,3) vs. 78,9 % (95%-KI 74,1–82,9). 

Bessere Lungenfunktion

Die Lungenfunktion war ein weiterer sekundärer Endpunkt. Hier erwies sich die sublobäre Resektion sechs Monate nach der OP als tendenziell vorteilhaft, mit einem Unterschied von zwei Prozentpunkten beim forcierten exspiratorischen Volumen in der ersten Sekunde zwischen den beiden Gruppen.

Die Autor:innen untersuchten Lymphknoten intraoperativ im hilären Bereich und in zwei media­stinalen Stationen. Hinsichtlich der Häufigkeit lokoregionärer und systemischer Rezidive unterschieden sich die Gruppen nicht. Numerisch kamen zwar lokoregionäre Rezidive nach sublobärer Resektion mit 13,4 % vs. 10,0 % etwas häufiger vor, aber der Unterschied wurde als klinisch nicht bedeutsam interpretiert; bei den regionären Rezidiven betrugen die Raten 1,8 % vs. 2,6 %.

Bildgebung muss Staging absichern

Die Nicht-Unterlegenheit der sub­lobären Resektion, so die Forschenden, sei anwendbar, wenn es sich um ein peripher gelegenes ­NSCLC im klinischen Stadium T1aN0 handelt, wobei das Staging durch Bildgebung abge­sichert ist und die Abwesenheit von Metastasen durch eine pathologische Untersuchung hilärer und mediastinaler Lymphknoten bestätigt wurde.

Quelle:
Altorki N et al. N Engl J Med 2023; 388: 489-498; DOI: 10.1056/NEJMoa2212083