Eruptives Xanthom Tattoo entlarvt gefährliche Krankheit

Autor: Dr. Vera Seifert

Juckelnde Papeln und ein hervortretendes Tattoo einer 29-jährigen Patientin entlarvten eine gefährliche Fettstoffwechselstörung. Juckelnde Papeln und ein hervortretendes Tattoo einer 29-jährigen Patientin entlarvten eine gefährliche Fettstoffwechselstörung. © zinkevych – stock.adobe.com

Ein Tattoo, das plötzlich reliefartig hervortritt? Dieses seltene Hautphänomen entpuppte sich als eruptives Xanthom – ein Alarmsignal für eine massive Fettstoffwechselstörung. Die frühzeitige Diagnose rettete der Patientin möglicherweise das Leben.

Wenn ein vormals ebenes Tattoo plötzlich als Relief erscheint, sollte man hellhörig werden. Kleine Papeln innerhalb der Tintenkunst können diesen Eindruck vermitteln und stellen ein Köbnerphänomen dar. Im folgenden Fall rettete die korrekte Diagnose der Patientin womöglich das Leben.

Wegen juckender Papeln kam eine 29-jährige Frau in die Hautklinik, wie Connor Stonesifer und Mitarbeitende von der Universität von Miami berichten. Innerhalb von zwei Wochen hatten sich die hautfarbenen Knötchen von beiden Ellbogen auf die Hautareale, an denen die Patientin gekratzt hatte, ausgebreitet. Dazu zählten rechter Arm, Hand, Bauch, Rücken und Kniekehlen. Topische Steroide brachten keine Besserung. Erscheinungsbild und Ausbreitung der Knötchen sollten u. a. an eine Langerhanszellhistiozytose, Molluscum contagiosum, Xanthoma disseminatum und generalisierte eruptive Histiozytose denken lassen, schreibt das Dermatologenteam. Bei genauerem Hinschauen stellten die Ärztinnen und Ärzte fest, dass auch innerhalb der Grenzen von vier Tattoos, die die Patientin vor zwei Jahren hatte stechen lassen, zahlreiche Papeln sowie Indurationen entstanden waren. Biopsien aus diesen Knötchen sowie aus jenen auf tintenloser Haut zeigten Granulome mit lipidbeladenen Makrophagen. Damit war die Diagnose klar: eruptives Xanthom.

Da diese Effloreszenzen typischerweise bei Fettstoffwechselstörungen auftreten, bestimmte man die Lipide. Tatsächlich lag der Triglyzeridspiegel bei stolzen 4.768 mg/dl (Normwert: < 150 mg/dl). Eine sofort begonnene Therapie mit 43 mg Fenofibrat und 10 mg Simvastatin pro Tag, verbunden mit vegetarischer Kost, ließ Papeln und Juckreiz im Lauf von fünf Wochen komplett verschwinden.

Derartig hohe Triglyzeridlevel kommen bei familiärem Lipoproteinlipasedefizit und familiärem Chylomikronämie-Syndrom vor. Außerdem können polygenetische und sekundäre Faktoren wie Diabetes, Adipositas, eine Ernährungsstörung oder Alkoholmissbrauch dahinter stecken.

Xanthome in Varianten von gelb bis rot

Unbehandelt muss man mit schweren, lebensbedrohlichen Komplikationen wie Pankreatitis rechnen. Die Xanthome sind meist gelblich, die mögliche Farbskala reicht aber von gelb-orange über pink bis rot. Im Sinne eines Köbnerphänomens, also an Stellen einer Hautreizung, treten sie selten auf. Bisher wurden nur drei derartige Fälle in Zusammenhang mit einem Tattoo beschrieben. Wann die Tätowierung angefertigt wurde, scheint dabei keine Rolle zu spielen. Auf jeden Fall sollte man bei Papeln, die als Köbnerphänomen entstehen, auch eruptive Xanthome bei der Differenzialdiagnostik berücksichtigen.

Quelle: Stonesifer C et al. JEADV Clinical Practice 2024; doi: 10.1002/jvc2.594