Dermatitis durch Tattoo: Vor allem bei roten Farben drohen allergische Reaktionen
Von den unter 25-Jährigen sind mittlerweile 15–25 % tätowiert. Wie oft es nach der Nadelung neben den normalen Reaktionen wie Schmerzen, Juckreiz und leichte Lymphknotenschwellungen zu Unverträglichkeitsreaktionen kommt, lässt sich nicht genau beziffern, sagte Dr. Steffen Schubert vom Informationsverbund Dermatologischer Kliniken in Göttingen. Die Spanne reicht nach Schätzungen von 6–27 %, wobei bei einem Drittel der Verdacht auf eine Allergie oder Hypersensitivität besteht.
Azo-Farbstoffe spalten sich unter UV-Einfluss
Allergische Reaktionen auf die Farbpigmente können sich nicht nur als klassische Kontaktekzeme, sondern auch als lichenoide Reaktionen („plaque elevation“), Hyperkeratosen, Ulkusbildungen und Pseudolymphome präsentieren. Als wichtigste Differenzialdiagnosen nannte der Kollege Fremdkörpergranulome, Sarkoidose oder auch ein durch die Reizung bedingtes Köbner-Phänomen beispielsweise bei Psoriasis.
Allergische Reaktionen werden häufig durch die Farbpigmente hervorgerufen, die neben anorganischen Stoffen (zum Beispiel Titandioxid, Eisenoxid oder Chromoxid), organische Stoffe (darunter Azopigmente und polyzyklische Pigmente), Ruß und Füller wie Bariumsulfat enthalten können. Hinzu kommen Verunreinigungen vor allem mit Nickel, Kupfer und Kobalt. Auch in Kosmetika eigentlich verbotene Konservierungsstoffe lassen sich nicht selten nachweisen. Besonders problematisch sind rote Azo-Farbstoffe, die bei UV-Einfluss zu Spaltprodukten mit hohem allergischem Potenzial degradieren. Sie stehen zwar schon länger auf der Negativ-Liste, sind aber immer noch im Einsatz.
Schwarze Tattoos sind noch am ungefährlichsten
Zur Diagnostik bei Verdacht auf allergische Reaktionen stehen die Epikutantestreihen der DKG** zur Verfügung. Zusätzlich zur Standardreihe kann unter anderem auf Konservierungsmittel, industrielle Biozide, Leder- und Textilfarben und eben auch auf Tätowiermittel getestet werden. Was soll man aus dermatologischer Sicht raten, wenn Patienten nach einem „sicheren Tattoo“ fragen? Absolute Sicherheit gibt es nicht, stellte der Dermatologe klar. Rein schwarze Tattoos seien aus allergologischer Sicht noch am ungefährlichsten.
Zudem sollte der Tätowierwillige Körperstellen für den Bilderschmuck wählen, die möglichst keiner UV-Strahlung ausgesetzt sind. Ebenfalls wichtig ist, sich nur in die Hände eines sehr erfahrenen Tätowierers zu begeben. Denn wird zu tief, zu lange und zu heftig gestochen, steigt das Risiko für Komplikationen deutlich an, warnte der Kollege.
Quelle: 50. DDG*-Tagung 2019
* Deutsche Dermatologische Gesellschaft
** Deutsche Kontaktallergie-Gruppe