Neurodermitiker haben ein höheres Krebsrisiko
Die gestörte Hautbarriere und die Inflammation bei der atopischen Dermatitis (AD) könnten die Patienten für Karzinome anfälliger machen. So lautet die Hypothese kanadischer Wissenschaftler. In einer Metaanalyse verglichen sie die Daten mehrerer Populationskohorten (ca. 5,7 Millionen Teilnehmer) und Fall-Kontroll-Studien (ca. 114 000 Teilnehmer) bezüglich des Auftretens verschiedener Krebsarten bei AD-Kranken.
Weißer Hautkrebs und Nierenkarzinome häufiger
Die Auswertung der Populationskohorten ergab, dass Patienten mit AD 1,46-mal häufiger weißen Hautkrebs entwickeln als es in der Gesamtbevölkerung zu erwarten wäre. Für Karzinome der Niere ergab sich eine 1,86-fach höhere Inzidenz. In den Fall-Kontroll-Studien zeigte sich die Wahrscheinlichkeit für Karzinome in den Lungen und Atemwegen reduziert (Odds Ratio 0,61). Ein Zusammenhang zum schwarzen Hautkrebs ließ sich nicht finden. Beim weißen Hautkrebs könnte das gestörte Filaggrin-Gen zur Karzinogenese beitragen, denn es erhöht die Empfindlichkeit für UV-Strahlen.
In Bezug auf Malignome von ZNS und Pankreas gab es widersprüchliche Ergebnisse. Während beide Krebsarten in den Populationskohorten bei AD deutlich häufiger waren, fand sich in den Fall-Kontroll-Studien eine geringere Wahrscheinlichkeit.
Bei den Ergebnissen muss man berücksichtigen, dass sich Neurodermitiker i.d.R. in dermatologischer Betreuung befinden, wodurch kutane Neoplasien womöglich eher erkannt werden. Auch der Einsatz von Immunsuppressiva und umgekehrt ein hyperaktives Immunsystem der Patienten verfälschen möglicherweise die Zusammenhänge.
Quelle: Wang L et al. JAMA Dermatol 2020; 156: 158-171; DOI: 10.1001/jamadermatol.2019.3786