Kinder mit Neurodermitis erreichen schlechtere Schulabschlüsse
Eine atopische Dermatitis im Kindesalter wirkt sich möglicherweise ungünstig auf die Schulbildung aus. Das legen Daten aus einer dänischen Bevölkerungsstudie nahe, die eine Gruppe um Dr. Sigrun Schmidt von der Universität Aarhus veröffentlicht hat.
Die Wissenschaftler hatten den Bildungsgrad von 5927 Personen im Alter von 30 Jahren und älter, die vor ihrem dreizehnten Geburtstag an Neurodermitis erkrankt waren, analysiert. Gegenüber 55 226 Gesunden aus der Allgemeinbevölkerung bestand bei den Neurodermitispatienten eine 50 % höhere Wahrscheinlichkeit, den Haupt- oder Realschulabschluss nicht zu schaffen, sowie eine um 16 % höhere Wahrscheinlichkeit, die gymnasiale Oberstufe ohne entsprechenden Abschluss zu verlassen. Bezüglich der Chancen auf einen akademischen Grad unterschieden sich die beiden Gruppen aber nicht.
Konzentrationsfähigkeit und Schlafqualität leiden
Verglichen die Forscher die Patienten mit deren gesunden Geschwistern, schwächten sich die Effekte jedoch merklich ab und verloren ihre statistische Signifikanz. Letztlich bleibt es unklar, ob die beobachteten Zusammenhänge familiären Einflüssen geschuldet sind oder ob tatsächlich ein relevanter Zusammenhang zwischen der Hautentzündung und dem erreichten Abschluss besteht, schreiben die Wissenschaftler.
Plausibel ist ein solcher Zusammenhang allerdings schon, meint Professor Dr. Katrina Abuabara von der University of California in San Francisco. Als Ursachen für ein schlechteres schulisches Abschneiden kommen beispielsweise die infolge der Hauterkrankung schlechtere Schlafqualität, Konzentrationsstörungen aufgrund des Juckreizes, Fehlzeiten sowie Medikamentennebenwirkungen infrage. Auch ein gestörtes Selbstwertgefühl, Beziehungs- und Verhaltensauffälligkeiten, Ängste und Depressionen könnten eine Rolle spielen.
Eine US-Studie lässt auf einen weiteren Grund schließen, warum Neurodermitiskinder die Schule weniger erfolgreich abschließen: Mit zunehmendem Schweregrad der Erkrankung steigt das Risiko für Lernstörungen, fanden die Wissenschaftler um Dr. Joy Wan, University of Pennsylvania in Philadelphia. Die Gruppe hatte Registerdaten von mehr als 2000 Jugendlichen analysiert, die seit mindestens zehn Jahren an atopischer Dermatitis litten, 169 (8,2 %) von ihnen hatten zusätzlich eine Lernstörung. Unabhängig von Störvariablen gingen eine leichte, mäßige und schwere Neurodermitis im Vergleich zu gesunder Haut mit einer 1,7- sowie einer 2,1- und 3,1-fach erhöhten Wahrscheinlichkeit für eine Lernstörung einher.
Angesichts der hohen Neurodermitisprävalenz bei Kindern haben die Beobachtungen erhebliche gesellschaftliche Bedeutung, meint Dr. Abuabara. Man müsse nun z.B. prüfen, ob und wie junge Patienten von gezielten schulischen Maßnahmen profitieren können.
Quellen:
1. Schmidt SAJ et al. JAMA Dermatol 2021; DOI: 10.1001/jamadermatol.2021.0009
2. Wan J et al. A.a.O.; DOI: 10.1001/jamadermatol.2021.0008
3. Abuabara K. A.a.O.; DOI: 10.1001/jamadermatol.2021.0007