Neurodermitis: Juckreiz dank Smartwatch objektiv erfassen?
Puls, O₂-Sättigung, Schlafverhalten: Tragbare Sensoren am Handgelenk – oder bereits in die Smartwatch integriert – werden immer breiter eingesetzt. Wissenschaftler haben jetzt getestet, inwieweit sich mit einem Bewegungssensor bei Patienten die Stärke des Pruritus objektiv erfassen lässt. Denn die Ergebnisse von subjektiven visuellen Analogskalen korrelieren oft nicht mit dem tatsächlich beobachteten Kratzverhalten der Betroffenen.
Einsatz in der Pädiatrie und Geriatrie denkbar
Der kabellose Sensor, der sich an verschiedenen Stellen der Hand positionieren lässt, registriert die Kombination aus Vibrationen und spezifischen akustischen Signalen, die nur bei echtem Kratzen entstehen. Daraus lassen sich sowohl Frequenz als auch Intensität des Juckreizes ableiten.
Die klinische Validierung in einer Stichprobe mit elf Patienten (vorwiegend Kinder) über insgesamt 46 Nächte ergab eine 84%ige Sensitivität und 99%ige Spezifität im Vergleich zur Analyse von Videoaufnahmen. Diese sind allerdings arbeitsintensiv, in der klinischen Praxis unpraktischer und bedeuten einen deutlichen Eingriff in die Privatsphäre der Patienten, was mit ein Grund für die kleine Stichprobe war, schreiben die Autoren. Vor allem bei Kindern mit atopischer Dermatitis oder kognitiv eingeschränkten Menschen sehen sie den Vorteil des ADAM (ADvanced Acousto-Mechanic) -Sensors.
Quelle: Chun KS et al. Sci Adv 2021; 7: eabf9405; DOI: 10.1126/sciadv.abf9405