Smartwatches Vorsicht bei Schrittmacherpatienten – tödliche Zwischenfälle nicht auszuschließen
Intelligente Waagen, smarte Uhren und Fingerringe: Für viele Gesundheitsbewusste sind diese Hightech-Fitnesstracker mittlerweile nicht mehr aus dem Alltagsleben wegzudenken. Menschen mit einem Herzschrittmacher oder einem implantierbaren Kardioverter-Defibrillator (ICD) sollten sich allerdings sehr gut überlegen, ob sie entsprechende elektronische Produkte nutzen, da diese möglicherweise die Funktion der lebenswichtigen Implantate stören können, warnen Forscher aus den USA und Spanien.
Die Sensortechnologie von intelligenten Waagen und tragbaren Fitnessmonitoren, also von Smartwatches und Smartringen, basiert auf dem Prinzip der Bioimpedanz, erläutern Gia-Bao Ha und Kollegen von der University of Utah in Salt Lake City: Zwei Elektroden schicken leichte, für den Anwender nicht spürbare Stromstöße durch den Körper und ein Sensor errechnet anschließend auf Grundlage der elektrischen Leitfähigkeit der Gewebe verschiedene Fitness- und Gesundheitsparameter. Dazu zählen unter anderem die Körperzusammensetzung (Muskelmasse, Fett), EKG, Blutdruckwerte, Atemfrequenz oder, wie im Fall der smarten Ringe, das Stressniveau.
Allerdings reichen offenbar bereits diese sehr geringen elektrischen Impulse aus, um Herzschrittmacher und ICD zu verwirren, berichten die Wissenschaftler: Ihre Arbeitsgruppe stellte mithilfe von Simulationsmodellen und Produkttests fest, dass elektromagnetische Interferenzen zwischen den Bioimpedanzgeräten und den Elektroden verschiedener Herzimplantate auftreten können. Das Ausmaß der Interferenz hing dabei vom Geschlecht, der Signalfrequenz und -amplitude sowie weiteren technischen Parametern ab, wobei das größte Störpotenzial von Fitnessuhren ausging.
Rhythmusstörungen bleiben unbeantwortet
Die Beeinträchtigung der Schrittmacherfunktion durch die Bioimpedanzgeräte äußerte sich insbesondere in einer Anfälligkeit für ein Oversensing. Dabei handelt es sich den Forschern zufolge um eine Fehlinterpretation der elektrischen Impulse als kardiale Spontanaktivität. Gefährlich wird dies unter Umständen, wenn eine zufälligerweise gleichzeitig auftretende Herzrhythmusstörung vom Schrittmacher nicht erkannt und dementsprechend auch nicht mit einem Schrittmacherimpuls beantwortet wird. Bei Menschen mit einem ICD können fehlinterpretierte Bioimpedanzströme zudem theoretisch unnötige, schmerzhafte Defibrillatorschocks triggern.
Noch ist nicht klar, inwieweit diese im Labor gewonnenen Ergebnisse auch tatsächlich eine praktische Relevanz für Menschen mit kardialen Implantaten haben. Dies müssen weitere klinische Studien nun zeigen, so die Wissenschaftler.
Quellen: 1.Ha GB et al. Heart Rhythm 2023; DOI: 10.1016/j.hrthm.2022.11.026 / 2. Pressemitteilung University of Utah