Verbotenes Kontaktallergen – Methylisothiazolinon ist weiterhin in vielen Kosmetika enthalten
Seit 2013 ist Methylisothiazolinon (MI) als Inhaltsstoff von Kosmetika, die auf der Haut verbleiben, verboten. Produkte, die man nach einer gewissen Einwirkzeit ab- bzw. ausspült, dürfen seit 2018 die Substanz nur in einer Konzentration von maximal 15 ppm enthalten. Ob sich durch diese Einschränkungen Kontaktallergien verhindern ließen, untersuchten Professor Dr. Wolfgang Uter, Institut für Medizininformatik, Biometrie und Epidemiologie, Universität Erlangen/Nürnberg, und Kollegen.
Das Team wertete Daten von mehr als 8000 Erwachsenen aus, bei denen 2016 bzw. 2017 an einem von 14 europäischen Zentren ein Standard-Patch-Test gemacht worden war. Insgesamt reagierten 317 Getestete auf eine 0,2%ige (2000 ppm) wässrige MI-Lösung positiv. Die Raten lagen bei 4,72 % (2016) bzw. 2,96 % (2017) – ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu 5,97 % im Referenzjahr 2015, stellen die Studienautoren fest.
Bestanden 2015 noch bei knapp drei Vierteln der Betroffenen klinisch relevante Reaktionen, so ging dieser Anteil bis 2017 auf etwa 58 % zurück, berichten Prof. Uter und Kollegen. Als für diese Patienten potenzielle Auslöser ermittelt wurden, war auf acht von zehn mitgebrachten Produkten (2016/17) MI als Inhaltsstoff angegeben. In den meisten Fällen handelte es sich um Rinse-off-Artikel (Shampoos, Seifen) und Haushaltsprodukte, aber auch wasserlösliche Farbe kam als MI-Quelle in Betracht. Oft hatten die Allergiker mehrere unterschiedliche Produktgruppen mit dem Konservierungsstoff verwendet.
Insgesamt sind die Autoren mit dem Effekt der Maßnahmen zufrieden. Das Auftreten neuer Allergien ließ sich allerdings nicht komplett reduzieren, weswegen die Rolle anderer MI-Quellen als die der „Leave-on“-Produkte neu bewertet werden sollte. Zudem befindet sich auch nach einem Verbot für einige Zeit noch entsprechende Ware im Umlauf.
MI wirkt auch als starker Sensitizer. Einige bereits Exponierte entwickeln möglicherweise erst in den kommenden Jahren ihre Allergie, warnt Professor Dr. Jean-Marie Lachapelle von der Katholieke Universiteit Leuven in Brüssel.
Quellen:
1. Uter W et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2020; 34: 333-339; DOI: 10.1111/jdv.15875
2. Lachapelle JM. A.a.O.: 218; DOI: 10.1111/jdv.16174