Gezielte Schlaganfall-Nachsorge Testlauf aus 30 Regionen in Deutschland ausgewertet

Autor: Dr. Angelika Bischoff

Inwieweit eine intensive, strukturierte Nachsorge eines Schlaganfall-Patienten positive Effekte hat, wird derzeit untersucht. (Agenturfoto) Inwieweit eine intensive, strukturierte Nachsorge eines Schlaganfall-Patienten positive Effekte hat, wird derzeit untersucht. (Agenturfoto) © Halfpoint – stock.adobe.com

Ein Jahr lang wurden Patienten mit einem Schlaganfall im Rahmen eines Projektes gezielt nachbetreut. Die Auswertung zeigt nun: Im Vergleich zur Regelversorgung sinkt die Ereignisrate dadurch nicht.

Nach einem ischämischen Schlaganfall gilt es, das erhöhte Risiko für weitere Insulte einzudämmen. Mit dem strukturierten ambulanten Nachsorgeprogramm SANO soll in Deutschland genau das geschehen. Doch das Projekt konnte die Erwartungen (noch) nicht erfüllen, wie ein Vergleich mit der Regelversorgung zeigt.

Das Team um Dr. Christopher Schwarzbach, Klinikum Ludwigshafen, untersuchte den Effekt der strukturierten Nachsorge in einer prospektiven offenen clusterrandomisierten Studie. Als Cluster war eine Region definiert, in der eine Stroke-Unit zur Verfügung stand. 30 neurologische Kliniken nahmen teil, die randomisiert der Interventions- oder Kontrollgruppe zugewiesen wurden. In den 15 Interventions-Clustern wurde ein berufsgruppenübergreifendes Netzwerk aufgebaut, welches die Betroffenen ein Jahr lang intensiv nachbetreute.

Die im Rahmen der Studie aufgenommenen Patienten wiesen vor dem Index-Schlaganfall keine schweren Einschränkungen auf und hatten mindestens einen modifizierbaren kardiovaskulären Risikofaktor. Zudem lag ihr Symptombeginn maximal 14 Tage zurück. Die Forscher verglichen die Daten von 1.203 Schlaganfallpatienten der Interventionsgruppe mit denen von 1.283 der Kontrollgruppe.

Nach einem Jahr zeigte sich kein signifikanter Unterschied im primären Endpunkt bestehend aus Schlaganfallrezidiv, Myokardinfarkt oder Tod (5,3 % vs. 6,2 %) – trotz besserer Kontrolle einiger kardiovaskulärer Risikofaktoren, schreiben die Autoren. In der Interventionsgruppe starben 2,4 % der Patienten, in der Kontrollgruppe 1,0 %. Schwere unerwünschte Ereignisse wurden mittels strukturierter Nachsorge häufiger erfasst als ohne (23,1 % vs. 9,2 %). Vorwiegend kam es zu Stürzen, hypertensiven Krisen und Depressionen. Bzgl. der Wiederauf­nahmerate ins Krankenhaus gab es keine Unterschiede. Ob die Intervention längerfristig einen positiven Effekt auf schlaganfallassozziierte Folgen und Lebensqualität hat, müssen weitere Untersuchungen zeigen.

Quelle: Schwarzbach CJ et al. Lancet Neurol 2023; DOI: 10.1016/S1474-4422(23)00216-8