Um schwere Vernarbungen zu vermeiden, ist eine lange Betreuung nötig
„Behalten Patienten massive narbige Defekte zurück, bleiben sie uns ein Leben lang erhalten“, leitete Professor Dr. Frank Siemers, Klinik für Plastische und Handchirurgie und Brandverletztenzentrum am BG Klinikum Bergmannstrost in Halle, seinen Vortrag ein. Umso wichtiger, dass die Wunde direkt richtig versorgt wird. Dafür gibt es ein klares Stufenkonzept, die „rekonstruktive Leiter“. Sie beginnt mit dem Wundverschluss und reicht über Transplantate und Insellappen hin zum freien Composite-Lappen.
Richtige Kompression ist Goldstandard
Häufig zieht sich schon die Defektabdeckung über Monate hin, beispielsweise weil die Haut für die Plastik zunächst peu à peu über implantierte Expander aufgedehnt werden muss. Doch auch wenn die chirurgische Deckung abgeschlossen ist, schließt sich oft noch eine lange Nachbehandlung an, diese dann unter dem Management speziell geschulter Orthopädietechniker.
Dabei gehört zum derzeitigen Goldstandard in erster Linie die richtige Kompression, betonte der Spezialist Guido Sinram vom Gesundheitshaus Fuchs und Möller in Mannheim. Entsprechende nach Maß angefertigte Kompressionskleidung besteht aus flachgestricktem oder gewebtem Material, der angepeilte Druckbereich liegt zwischen 18 und 32 mmHg. Die Patienten müssen die Produkte 23 Stunden täglich bis zur völligen Ausreifung der Narbe tragen. Das kann schon mal 6 bis 24 Monate dauern. „Narben schlafen nicht und wachsen auch nachts.“
Es gibt Regionen, in denen sich die konservative (textile) Kompressionstherapie nicht wie vorgesehen anwenden lässt, z.B. im Gesicht, über Gelenken, an den Händen oder bei unebenen Narben.
Silikon zur Narbenreduktion bei thermischen Traumata
„Dann greifen wir zum Zaubermittel Silikon“, erklärte der Referent. Silikonauflagen erhalten die natürliche Hautfeuchtigkeit, das Narbengewebe trocknet nicht aus und wird weicher. Folien und Gele aus Silikon eignen sich für die Anwendung auf großen Flächen, beispielsweise nach Verbrennungen. Für die Problemregionen gibt es teilweise vorkonstruierte Pelotten, viele fertigen sie aber nach Maß an, um den optimalen Druck zu erzielen.
Je nach Lokalisation des Defekts kann man die Auflagen auch mit einer Kompression kombinieren. Die Tragedauer liegt zwischen 12 und 24 Stunden täglich und muss über drei bis zwölf Monate weitergeführt werden. Die Pelotten lassen sich mit milder Seife reinigen und bleiben bis 140 °C hitzestabil, betonte der Fachmann.
Quelle: Wundkongress 2019