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Tropenmedizin Ungewöhnliches Reisemitbringsel

DGIM 2024 Autor: Maximilian Benedikt Rossol

Die Verbreitung des Dilofilaria repens dehnt sich durch den Klimawandel immer weiter nach Norden aus. Die Verbreitung des Dilofilaria repens dehnt sich durch den Klimawandel immer weiter nach Norden aus. © New Africa – stock.adobe.com
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Etwa sieben Wochen nach einer langen Indienreise sucht ein junger Mann mit einer ungewöhnlichen Beule an der Schläfe und einer Eosinophilie (~ 600/µl) die Spezialambulanz für Tropenmedizin des UKE Hamburg auf. 

Schwellungen im Gesicht habe er seit seiner Reise immer wieder mal. Im Ultraschall sehen die Ärzte eine unter der Haut liegende, linsenförmige Struktur mit faden- und schnurförmigen Einschlüssen. Eine nachfolgende MRT bestätigt den Befund. Der Patient wird operiert und ein etwa 1 cm großer Tumor entfernt. In der Histologie zeigen sich Anschnitte eines schwangeren Wurms. In der anschließenden Blutuntersuchung mittels Dickem Tropfen ist eine Mikrofilarie zu erkennen. Die Morphologie entspricht der von Dilofilaria repens, dem Hundehautwurm.

Dr. Johannes Jochum vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin am UKE Hamburg stellte den Fall vor und erklärte, dass Dirofilaria repens typischerweise bei Hunden, Waschbären und anderen Raubtieren vorkommt. Die adulten Würmer leben unter der Haut und geben Mikrofilarien ins periphere Blut ab. Von Stechmücken aufgenommen, entwickeln sich die Mikrofilarien zu Larven, die wiederum via Stechakt an ein anderes Tier übertragen werden. In der Regel handelt es sich beim Menschen um einen Fehlwirt, der zwar Hautknoten, aber typischerweise keine Mikrofilarien entwickelt. Bei der Dorofilariasis, die in Ostasien erworben wird, ist das anders. Sie führt häufiger zur Mikrofilarienbildung beim Menschen.  

In den vergangenen Jahrzehnten traten vermehrt Fälle von humanen Infektionen mit Dilofilaria repens auf, das Verbreitungsgebiet des Wurms dehnt sich immer weiter nach Norden aus. Das hat vor allem mit der zunehmenden Klimaerwärmung zu tun, merkte Dr. Jochum an. 2014 kam es erstmals in Deutschland zu einem Dilofilariasisfall. Die Würmer bzw. Mikrofilarien hatte man aber schon vorher bei Hunden und Moskitos nachweisen können. Für Dr. Jochum ist die Parasitose ein Beispiel für die komplexen Interaktionen und Schnittmengen zwischen der Gesundheit der Menschen, der Tiere und Umweltfaktoren im Sinne eines „One Health“-Konzepts. 

Viele, aber bei Weitem nicht alle Parasitosen sind mit einer Eosinophilie assoziiert, betonte der Kollege. Von 6.618 Reiserückkehrern, die in der Hamburger Spezialambulanz untersucht wurden, zeigten 154 (2,3 %) eine Eosinophilie. Nur 71 von ihnen wiesen einen Wurmbefall auf, bei 16 wurde eine Protozoeninfektion diagnostiziert. 57 hatten keine Parasitose. Die Wahrscheinlichkeit, sich auf einer touristischen Tropenreise eine parasitäre Infektion einzuhandeln, ist relativ gering, so Dr. Jochum.

Quelle: Kongressbericht