Nutzen für Kinder  Unnötige Erkältungstherapie

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Unter den alternativen Optionen ist der Nutzen von Honig am besten belegt. Unter den alternativen Optionen ist der Nutzen von Honig am besten belegt. © Rido - stock.adobe.com

Husten, Schnupfen, Fieber: Wenn sich Kinder mit Erkältungssymptomen herumquälen, greifen einige Eltern zu Medikamenten – in der Hoffnung, damit die Dauer zu verkürzen. Welche Therapeutika kann man empfehlen? 

Fieber im Rahmen einer Erkältung muss bei Kindern nicht grundsätzlich gesenkt werden, nur bei entsprechendem Leidensdruck. Entgegen landläufiger Vorstellungen verhindern Antipyretika auch keine Fieberkrämpfe, betont Dr. Peter Gill vom Hospital for Sick Children in Toronto und Kollegen. Eine Kombination verschiedener Substanzen senkt das Fieber eventuell effektiver als die Monosubstanz alleine. Allerdings mahnen Experten, dass bei diesem Vorgehen das Risiko für Dosierungsfehler höher ist.

Vorsicht mit Codein und Dextromethorphan!

Salinische Nasenspülungen konnten in kleineren Studien eine geringfügige, kurzfristige Wirkung auf Rhinorrhö und nasale Verstopfung erzielen. Eine Empfehlung für Kortikosteroide, Ipratropiumbromid, abschwellende Substanzen und Antihistaminika konnten die Experten nicht aussprechen, weil Sicherheitsprofil und Datenqualität dagegen sprechen. 

Antibiotika haben wegen der vorwiegend viralen Genese der oberen Atemwegsinfekte nur einen geringen Stellenwert. Antitussiva wie Dextromethorphan und Codein lindern den Husten nicht besser als Placebo, sind jedoch mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden. Expektoranzien (Guaifenesin etc.) erleichtern das Abhusten. Ihre Effektivität und Sicherheit wurden aber bisher nicht bei Kindern untersucht. Dampfinhalationen zeigten laut einem Cochrane-review nur bei Kindern im Alter von mindestens zwölf Jahren einen Effekt. 

Unter den alternativen Optionen ist der Nutzen von Honig am besten belegt. Er reduzierte bei Kindern über einem Jahr Hustenfrequenz, Schweregrad und Dauer besser als keine Behandlung, Placebo oder Diphenhydramin. Wegen der potenziellen Keimbelastung dürfen ihn Kleinkinder unter zwölf Monaten aber nur in pasteurisierter Form erhalten. Probiotika können einem Review zufolge die Fehltage in Schule und Kita vermindern. Allerdings  ist die Datenlage hierzu äußerst heterogen. Für chinesische Kräuter und Kapland-Pelargonien-Extrakt gibt es bisher nur geringe Evidenz. Ätherische Erkältungssalben konnten in einer kleinen Studie den Schlaf verbessern.
 

Warnsignale

  • Fieber bei Säuglingen < drei Monate
  • Fieber, das länger als drei Tage anhält
  • Dehydratation, Trinkschwäche
  • beschleunigte Atmung
  • Zeichen für Kawasaki-Syndrom (gerötete Augen und Lippen, Ausschlag etc.)
  • Petechien
  • Krampfanfälle
  • Lethargie, Schlappheit, Lustlosigkeit
  • starker Kopfschmerz, Verwirrtheit, Erbrechen

In puncto Sicherheit sollte man beachten, das Kinder unter sechs Jahren wegen des Risikos für ein potenziell tödliches Rye-Syndrom keine Acetylsalicylsäure erhalten dürfen. Auch Antitussiva, Antihistaminika, Dekongestiva und Expektoranzien werden für diese Altersgruppe nicht empfohlen. Die größte Gefahr geht aber von Dosierungsfehlern aus. Vor einer unnötigen und potenziell riskanten Medikation schützt eine gezielte Beratung der Eltern. Diese sollten wissen, dass ein Husten bei der Hälfte der Kinder zehn Tage anhält und sechs bis acht Infekte pro Jahr bei Kleinkindern völlig normal sind.

Quelle: Gill PJ et al. BMJ 2024; 384: e075306; DOI: 10.1136/bmj-2023-075306