Verletztes Trommelfell heilt meist von allein
Hauptursache traumatischer Trommelfellperforationen sind hierzulande der Schlag auf das Ohr, Barotraumata (z.B. bei Flügen oder beim Tauchen) und das Wattestäbchen. Auch iatrogene Schäden, Stürze und – bei uns sehr viel seltener – Explosionen können zur Trommelfellzerreißung führen. Außer der Infektion zählen die HNO-Ärzte um Dörthe Heitmann vom Klinikum Braunschweig Luxationen der Gehörknöchelchen, Labyrinth- und Fazialisverletzungen sowie als Spätfolge das posttraumatische Cholesteatom zu den Komplikationen einer solchen Verletzung.
272 Patienten zunächst konservativ behandelt
Während deutsche Lehrbücher überwiegend ein interventionelles Vorgehen mit Abdecken des Defekts durch Silikonfolie und Aufrichtung der Perforationsränder empfehlen, wird international die Beobachtung des Spontanverlaufs favorisiert, berichten die Kollegen. Dass diese Strategie gute Erfolgsaussichten hat, belegen die Kollegen anhand einer eigenen Studie an 272 Patienten mit primär konservativ behandelter traumatischer Trommelfellperforation.
Die ersten drei Monate warten und beobachten
Die Betroffenen klagten unter anderem über Schmerzen, Hörminderung, Blutungen, Druckgefühl, Ohrgeräusche, Schwanken oder Tinnitus. Bei 95 % der Betroffenen, die zu den Kontrolluntersuchungen erschienen, heilte die Verletzung spontan aus. Angesichts dieser Ergebnisse halten die Kollegen – außer bei Explosionstraumata, die operativ versorgt werden müssen – ein dreimonatiges konservatives Vorgehen nach der Trommelfellperforation für vertretbar. Voraussetzung sind regelmäßige Kontrollen sowie eine gute Therapietreue mit Blick auf die Verhaltensregeln (Ohr trocken halten, regelmäßiges Valsalva-Manöver).
Quelle: Heitmann D et al. HNO 2021; 69: 192-197; DOI: 10.1007/s00106-020-00991-1