![](/fileadmin/Medizin_und_Forschung/Artikelbilder/2020/November_2020/20201122_speiseroehrenkrebs_strahlen_adobestock_alex_tihonov_45569713_823.png)
Schlimmer als gedacht Vermeintlich blockierter Nacken entpuppte sich als Wirbelfraktur
![Vermeintlich blockierter Nacken entpuppte sich als Wirbelfraktur Viele Betroffene schwören auf das Potenzial der Chirotherapie bzw. manuellen Therapie.](/fileadmin/Bilder/Artikelbilder/2025/01_Januar_2025/20250129_Halswirbel_AdobeStock_Anette_500218954.png)
Viele Betroffene schwören auf das Potenzial der Chirotherapie bzw. manuellen Therapie: Mit gezielten Handgriffen können geschulte Expertinnen und Experten Blockaden lösen und Beschwerden lindern. Wie wichtig aber vorab der gründliche Blick auf die klinischen Symptome ist, zeigt ein Fall des niedergelassenen Orthopäden Dr. Martin Böhringer aus Herzogenaurach. Bei diesem stellte sich eine 41-Jährige vor, die fünf Wochen zuvor vom Pferd gestürzt war. Dabei hatte sie sich ein Schleudertrauma zugezogen.
Da der Röntgenbefund keinen Bruch gezeigt hatte, wurden der Frau im örtlichen Krankenhaus zunächst Analgetika, Muskelrelaxanzien und Krankengymnastik verordnet. Als sie die Klinik aufgrund anhaltender Beschwerden erneut aufsuchte, riet man ihr zu Geduld und der Fortführung der Physiotherapie. Doch die Besserung blieb aus, woraufhin man eine chirotherapeutische Behandlung empfahl.
Nach rechts geneigter Kopf und verhärtete Muskulatur
Mit diesem Wunsch suchte die Frau die Praxis von Dr. Böhringer auf. Dieser bemerkte bei der klinischen Untersuchung, dass die obere Halswirbelsäule (HWS) ausgeprägt und fixiert zur rechten Seite neigte, was der Patientin eine neutrale Kopfhaltung unmöglich machte. Ein Druck auf die Kopfgelenke führte rechtsseitig zu Schmerzen.
Zudem waren vor allem in der rechten Körperhälfte die Muskeln im Bereich der HWS verhärtet. Es zeigte sich eine sogenannte Entfaltungsstörung mit eingeschränkter Rotation (rechts/links 40°/10°/0°). Missempfindungen oder eine verringerte Kraft in den Armen und Beinen verneinte die Frau, Vorbefunde gab es keine.
Anstatt zu den Gelenken seiner Patientin zu greifen, veranlasste der Kollege eine CT der oberen HWS – womit er einen guten Riecher bewies. Denn die Bildgebung zeigte eine instabile Luxationsfraktur auf Höhe der Halswirbelkörper 1/2 mit entsprechender rotatorischer Dislokation zwischen beiden Halswirbeln. Zudem fand sich ein kurzstreckiger Verschluss der Arteria vertebralis oberhalb des ersten Halswirbels.
Der Orthopäde überwies die Frau an ein Wirbelsäulenzentrum. Dort wurde die Luxationsfraktur unter Narkose in einer Mayfield-Klemme geschlossen reponiert. Anschließend wurden die HWK1/2 navigationsgestützt nach Goel-Harms-Technik stabilisiert. Danach trat die Patientin eine stationäre Reha an und wurde physiotherapeutisch mobilisiert. Sie erholte sich vollständig.
Quelle: Böhringer M. Bayerisches Ärzteblatt 2024; 79: 557