Patienten mit Aortendissektion Typ B Viele brauchen nach konservativer Therapie doch noch einen Eingriff
Die Inzidenz der Typ-B-Dissektion steigt – wahrscheinlich aufgrund der immer besser werdenden Diagnostik, sagte Prof. Dr. Dittmar Böckler von der Klinik für Gefäßchirurgie und Endovaskuläre Chirurgie am Uniklinikum Heidelberg. Deutliche Unterschiede gibt es bei den Geschlechtern: Männer sind zweimal häufiger betroffen als Frauen, die im Mittel später erkranken. Ihre Prähospitalsterblichkeit ist allerdings deutlich höher als die der Männer.
„Best medical treatment“ gilt bei der unkomplizierten Typ-B-Dissektion ohne Malperfusion und Ruptur als Therapie der Wahl. Hierbei steht die konservative Therapie mit intensivmedizinischer Überwachung, Blutdrucksenkung und Analgesie an erster Stelle. Allerdings sollte man sich nach Überwindung der Akutphase nicht in falscher Sicherheit wiegen, sagte der Gefäßmediziner. Denn laut einer aktuellen Untersuchung mit 91 Patienten musste nach einem Jahr bei 28 % doch noch eine Intervention durchgeführt werden, nach drei Jahren waren es 38 %. Als unabhängiger Risikofaktor erwies sich in der Studie ein Aortendurchmesser über 45 mm, der mit einem 3,5-mal höheren Risiko für eine Intervention verbunden war. Weitere Risikofaktoren waren:
- Längenausdehnung der Aortendissektion
- Anzahl der Einrisse der Dissektionsmembran, also der sog. „entries“ (Verbindungen von wahren und falschen Lumen)
- nahe Lokalisation des ersten proximalen „Hauptentry“ zum Abgang der linken Arteria subclavia
Die gute Nachricht ist, dass die zumeist endovaskulär durchgeführten aortalen Interventionen in dieser Studie nicht mit einer erhöhten Krankenhausmortalität verbunden waren. Prof. Böckler empfahl, die Patienten wegen des hohen Risikos eng an ein Zentrum anzubinden. Zur Kontrolle sollte in halbjährlichen Abständen eine Schnittbildgebung des gesamten Aortenverlaufs durchgeführt werden.
Angemessene sportliche Betätigung statt Sofa
Häufig kommt bei den Patienten in der Nachsorge die Frage nach der körperlichen Belastbarkeit und der Sportausübung auf. Entscheidend ist der Blutdruck, der sehr gut eingestellt sein sollte und auch beim Sport nicht zu stark ansteigen darf. Die Patienten müssen hierfür ihren Körper kennenlernen. Auf jeden Fall ist eine altersentsprechende und blutdruckkontrollierte Bewegung besser als ein Leben nur auf dem heimischen Sofa, sagte der Gefäßspezialist. Er persönlich könne sich an keinen einzigen Patienten mit einer Typ-B-Dissektion erinnern, der aufgrund sportlicher Aktivitäten verstorben sei.
Quelle: 15. Interdisziplinäres Update Gefäßmedizin