Digitale Optionen Virtuelles molekulares Tumorboard unterstützt

Autor: Maria Weiß

Ein virtuelles Tumorboard könnte helfen, die Therapiemöglichkeiten beim individuellen Patienten auszuloten. Ein virtuelles Tumorboard könnte helfen, die Therapiemöglichkeiten beim individuellen Patienten auszuloten. © iStock/Cecilie_Arcurs

Durch die steigende Zahl molekularer zielgerichteter Therapiemöglichkeiten wird die Behandlung onkologischer Patienten immer komplexer und personalisierter. Auf dem AIO stellte ein Kollege die Vorzüge eines virtuellen molekularen Tumorboards vor.

Ein virtuelles Tumorboard könnte helfen, die Therapiemöglichkeiten beim individuellen Patienten auszuloten, sagte Professor Dr. Christian Fegeler von der Fakultät für Informatik an der Universität Heilbronn. Vor allem onkologische Zentren außerhalb der Universitätsmedizin könnten dieses Angebot nutzen, um so neue wissenschaftliche Erkenntnisse zeitnah flächendeckend umzusetzen.

Als Beispiel für ein virtuelles molekulares Tumorboard (MTB) nannte Prof. Fegeler den Zweckverband Personalisierte Medizin in Baden-Württemberg. Die Onkologen können ihre Patienten hier anmelden und geben alle ihnen zur Verfügung stehenden Patientendaten weiter. Die molekulare Diagnostik der Tumorproben erfolgt dann extern an spezialisierten Zentren und die Ergebnisse gehen an das aus mehreren Experten bestehende Tumorboard.

Diese ziehen strukturiert klinische Studien sowie externe und interne Datenbanken zurate und recherchieren in der Literatur. Daraufhin diskutieren sie den Fall auf einer Videokonferenz untereinander. Anschließend erhält der Onkologe ggf. personalisierte individuelle Therapieempfehlungen.

Möglichkeiten schon früh einsetzen

Bisher konnten im MTB 312 Fälle abgeschlossen werden, die 53 Nutzer angemeldet hatten. Der Referent stellte die bisherigen Ergebnisse vor:

  • Bei jedem Zweiten konnte eine molekulare Therapieempfehlung gegeben werden, was für eine gute Indikationsstellung der teilnehmenden Behandler spricht.
  • In 17 % aller Fälle wurden die Empfehlungen direkt umgesetzt.
  • 15 % der Patienten hatten eine Option bei Progress.
  • Für 3 % der Teilnehmer wurde ein Einschluss in Studien angeraten. n Bei 15 % konnte die Therapieempfehlung nicht umgesetzt werden, z.B. wegen schnellem Progress, Nicht-Verfügbarkeit von Off-Label-Therapien oder Ablehnung durch den Patienten.

Prof. Fegeler plädierte dafür, zukünftig die Möglichkeiten des MTB schon möglichst früh im Krankheitsverlauf zu nutzen und nicht erst, wenn man mit dem Rücken zur Wand steht. 

Quelle:
Fegeler D. 18. AIO-Herbstkongress; Arbeitsgruppensitzung Molekulare und Translationale Onkologie
18. AIO-Herbstkongress