Von Windeln bis Laptop: Worauf Kinderhaut reagiert
Nickel gehört immer noch zu den häufigsten Kontaktallergenen bei Kindern und Jugendlichen. Als mögliche Quelle wurden fixe Zahnspangen diskutiert. In einer randomisierten Studie konnte man aber zeigen, dass mit Zahnspangen behandelte Jugendliche keine erhöhte Rate an Nickelsensibilisierungen aufweisen, berichtete die Dermatologin Professor Dr. Christiane Bayerl von den Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden. Im Beobachtungsraum kam es zwar zu einer Zunahme der Nickelsensibilisierungen – dies betraf aber die Gruppe Zahnspange und diejenige ohne gleichermaßen (22 % vs. 20 %).
Keine topischen Antibiotika auf Kinderhaut!
Zwar gibt es für Modeschmuck EU-weit einen Nickelgrenzwert. Dennoch führen vor allem Ohrstecker und Piercings nach wie vor zu Sensibilisierungen – vor allem wenn sie im Ausland erworben wurden. Aber auch ganz neue Nickelquellen müssen bedacht werden. Dazu gehören u.a. Notebook oder Tablet auf den nackten Oberschenkeln, ältere Handys oder auch die heute beliebten Sportarmbänder.
Ob bei einem Kind mit Kontaktekzem tatsächlich eine Nickel-Sensibilisierung oder eventuell doch ein anderer Auslöser vorliegt, lässt sich mit der Epikutantestreihe der Deutschen Kontaktallergie-Gruppe (DKG) feststellen, der DKG-Standardreihe für Kinder. Sie enthält neben Nickel(II)-sulfat noch eine ganze Reihe weiterer Allergene. Nicht mehr enthalten ist Neomycin, das früher häufiger Kontaktallergien bei Kindern auslöste. Hier habe sich inzwischen weitgehend durchgesetzt, dass die Anwendung topischer Antibiotika auf Kinderhaut ein No-Go ist, sagte die Kollegin.
Bei anderen Substanzen sei das leider nicht der Fall. Mercaptobenzothiazol (MCB) findet man als Gummialterungsschutzmittel z.B. in Flaschensaugern oder im Gummibund von Einmalwindeln. Letztere können dann zur typischen „Lucky-Luke-Dermatitis“ am oberen Oberschenkel führen. Eine weitere Quelle sind Spielkonsolen. Wird stundenlang mit schwitzigen Fingern gespielt, kann es leicht zu einer Sensibilisierung kommen.
In manchen feuchten Hygienetüchern oder als Konservierungsmittel in Sonnenschutzmitteln lässt sich immer noch (Chlor-)Methylisothiazolinon (MCI/MI) nachweisen. Zunehmend Probleme bereitet MI, das als Bestandteil vieler Hautpflegeprodukte boomt und als „sanft“, „sensitiv“ oder „hypoallergen“ ausgelobt wird. Über diese Irreführung müssen Allergiker und Eltern unbedingt aufgeklärt werden, forderte Prof. Bayerl.
Bei Kindern bis zum 13. Lebensjahr sollten immer Duftstoffmix und Duftstoffmix II getestet werden. Duftstoffe gehören überhaupt nicht auf die Kinderhaut, betonte die Dermatologin. Ihre allergene Potenz sei zwar relativ gering, als Mixtur würden sie aber häufig zu Sensibilisierungen und Kontaktallergien führen.
Immer mehr Kinderprodukte mit Linalool
Bei klinischem Verdacht auf eine Duftstoff-Allergie reichen die beiden Tests auf Duftstoffmix nicht immer aus, und auch eine negative Reaktion auf Perubalsam ist keine Garantie dafür, dass keine Kontaktallergie auf Duftstoffe vorliegt. Gegebenenfalls müssen alle 26 deklarationspflichtigen Duftstoffe einzeln getestet werden. Vor allem die Anwendung von Linalool/Limonen in Kinderprodukten steigt an und man findet vermehrt Sensibilisierungen auf deren Hydroperoxide, berichtete Prof. Bayerl.
Quelle: 14. Deutscher Allergiekongress