Kontaktekzem
Das Kontaktekzem ist durch eine Ekzemreaktion charakterisierte entzündliche Intoleranzreaktion der Haut.
Typischerweise werden die Hautveränderungen wie Erythem, Bläschen, Exsudation, Papeln und Schuppen durch äußerlich einwirkende, nicht-infektiologische Noxen induziert, die immunologisch, chemisch oder physikalisch wirken können.
Man unterscheidet allergische von irritativen (nicht-allergischen) Kontaktekzemen.
Allergische Kontaktekzeme
- Voraussetzung ist eine allergenspezifische (Kontakt-)Sensibilisierung
- meist allergische Reaktionen vom Spättyp (Typ IV)
- selten Sorforttyp-Reaktionen Typ I (z.B. Proteinkontaktdermatitis)
- häufigstes Kontaktallergen ist Nickelsulfat (Modeschmuck), aber auch Duftstoffe, Konservierungsstoffe, Gerbstoffe und Pflanzen
- typisch sind Streureaktionen, die vom primären Einwirkbereich ausgehen
- aerogenes Kontaktekzem durch luftübertragende Allergene möglich
Irritatives Kontaktekzem
- durch chemische oder physikalische Noxen (z.B. häufiger und langer Wasserkontakt, Lösungsmittel, Reinigungsmittel, Stäube)
- Veränderungen auf den Ort der Noxe beschränkt (im Akutstadium scharfe Begrenzung)
- Risiko steigt mit der Dauer und Intensivität der Irritanzieneinwirkung
- oft Wegbereiter für zusätzliche Kontaktsensibilisierung
- akute irritative Kontaktdermatitis tritt meist schnell auf (innerhalb von Stunden) und bildet sich in der Regel auch schnell zurück
Epiemiologie:
In Deutschland leiden nach Schätzungen 15 bis 20 % der Bevölkerung unter irgendeiner Form des Kontaktekzems.Die Lebenszeitprävalenz für das allergische Kontaktekzem beträgt etwa 15 %.
Unterschieden werden akute und chronsiche Formen des Ekzems.
Akutes Stadium der Ekzemreaktion
Milde Form: Erythem am Ort der Einwirkung der Noxe, evtl. Juckreiz
Schwere Form:
- Papulovesikel bis zu Bläschen
- meist heftiger Juckreiz
- oft Spannungsgefühl und Schmerzen
- Nässen nach Platzen der Bläschen mit Krustenbildung
- bei allergischer Auslösung auch Streureaktionen
Chronisches Ekzemstadium
- entsteht, wenn die Noxe weiter einwirkt und die Abheilung dadurch ausbleibt, oder das Ekzem unabhängig von der Noxe weiter persistiert
- Ekzemplaques (exsudativ oder schuppend)
- anfangs relativ scharfe Begrenzung wird zunehmend unscharf
- Verdickung der Haut durch Infiltration mit Entzündungszellen
- Lichenifikation, Hyperkeratosen, Rhagaden
Bei der Hautuntersuchung findet man die typischen Anzeichen eines akuten oder chronischen Ekzems.
Lokalisation und zeitlicher Ablauf weisen auf die mögliche Noxe bzw. das auslösende Allergen.
Wegweisend für die Diagnose sind die Anamnese und das typische klinische Bild.
Bei Verdacht auf ein allergisches Kontaktekzem erfolgt ein Epikutantest mit geprüften Testsubstanzen der häufigsten Allergene zum Nachweis der Kontaktsensibilisierung.
Kommt man hier trotz eindeutiger Verdachtsmomente zu keinem eindeutigen Ergebnis, können Modikationen und Ergänzungen des Epikutantests erfolgen (z.B. Abriss-Test, offene Applikation, Scratch-Test).
Ein sinnvoller diagnostischer Test zum Nachweis eines irritativen Kontaktekzems steht nicht zur Verfügung. Wichtigster Hinweis ist hier die Abheilung nach Stopp der Noxenexposition.
Wichtige Differenzialdiagnosen sind:
- Atopisches Ekzem
- Seborrhoisches Ekzem
- Stauungsdermatitis
- Nummuläres Ekzem
- Mykose
- Kutanes T-Zell-Lymphom (vor allem Parapsoriasis en plaques)
- Pityriasis rosea
- Psoriasis vulgaris und pustulöse palmoplantare Psoriasis
- Lichen planus
- Lupus erythematodes
- Dermatomyositis
Wichtigste therapeutische Maßnahme ist die Beendigung der ursächlichen Exposition und die konsequente Meidung eines weiteren Kontakts.
Falls ein auslösender Kontaktstoff nicht vollständig gemieden werden kann, sind spezielle Maßnahmen zur Vermeidung des Hautkontakts erforderlich (vor allem Schutzhandschuhe, Schutzkleidung, Absaugvorichtungen etc.).
Alle Patienten sollten über Hautschutz und Basispflege mit geeigneten Pflegepräparaten aufgeklärt werden.
Symptomatische Therapie:
In den meisten Fällen reicht eine topische Therapie aus. Dabei sollte die Grundlage an das Ekzemstadium angepasst werden (bei akuten feuchten Ekzemen eher hydrophile Zubereitungen wie Gel, Lotio, Creme – bei trockenen chronischen Erkrankungen eher Wasser-in-Öl-Zubereitungen wie Salben).
Mittel der ersten Wahl sind topische Glukokortikoide (Klasse II bis III).
Topische Calcineurinantagonisten sind beim manifesten Ekzem weniger wirksam. Sie können aber sinnvoll sein, wenn eine längerdauernde Behandlung in sensiblen Bereichen (z.B. Gesicht, Intertrigines) erforderlich ist.
Bei chronischen Ekzemen (vor allem der Hand) kann eine UV-Therapie (UVB oder PUVA mit Psoralen plus UVA) in Erwägung gezogen werden.
Ist ein adäquate Lokalbehandlung nicht ausreichend wirksam, kann eine systemische Therapie notwendig sein. Bei ausgedehnten schweren Kontaktekzemen wird hierzu vor allem eine kurzzeitige (3 Tage bis 2 Wochen) systemische Glukokortikoidtherapie eingesetzt.
Bei chronischen Handekzemen hat sich auch die systemsiche Gabe von Alitretionin als wirksam erwiesen.
Reservemittel in therapierefraktären schweren Fällen ist Ciclosporin.
Da unzählige Stoffe eine allergische Sensibilisierung hervurrufen können, lässt sich einer allergischen Kontaktallergie kaum gezielt vorbeugen.
Menschen mit empfindlicher Haut und bekannter Allergieneigung können aber folgende Ratschläge berücksichtigen:
- individuelle Schutzmaßnahmen (z.B. Schutzhandschuhe, Hautschutzschaum oder Hautschutzsalben) beim Umgang mit irritativen Substanzen
- Verwendung von seifenfreien Waschlösungen (mit einem pH-Wert zwischen 5 und 6,5) für die Hautpflege und rückfettende Bäder
- nach jedem Waschvorgang Wiederherstellung des Schutzmantels der Haut durch entsprechende Pflegemaßnahmen (rückfettende Öle, Salben usw.)
- Reinigungsmittel so sparsam wie möglich verwenden
- möglichst auf Desinfektionsmittel, Weichspüler und unnötige Duftstoffe verzichten
Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG):
Kontaktekzem
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