Urtikaria

Definition

Urtikaria oder auch Nesselsucht ist eine Hauterkrankung, die mit ödematösen Effloreszenzen (Quaddeln) und möglicherweise auch Angioödemen einhergeht.

Sie kann akut auftreten und maximal sechs Wochen anhalten oder chronisch verlaufen, wenn sie länger als sechs Wochen ohne symptomfreies Intervall besteht. In Deutschland leiden ca. 800 000 Menschen an der chronischen Form der Erkrankung. Die akute Urtikaria tritt bei etwa einem Viertel der Bevölkerung einmal im Leben auf.

Die Ursachen sind vielfältig. Die Quaddeln können spontan auftreten (spontane Urtikaria) oder durch verschiedene physikalische Auslöser (physikalische Urtikaria) hervorgerufen werden:

  • Kältekontakturtikaria: kalte Gegenstände/ Luft/ Flüssigkeiten/ Wind
  • verzögerte Druckurtikaria: statischer Druck (Quaddeln treten mit 3 bis 12 Stunden Latenz auf)
  • Wärmekontakturtikaria: lokalisierte Wärme
  • Lichturtikaria: UV- und/oder sichtbares Licht
  • Urticaria factitia/ symptomatischer urtikarieller Dermographismus: Scherkräfte (Quaddeln treten nach 1–5 Minuten auf)
  • vibratorische Urtikaria/ Angioödem: Vibrationen, z. B. Presslufthammer
  • aquagene Urtikaria: Wasser
  • cholinergische Urtikaria: Auslösung durch Erhöhung der Körperkerntemperatur, verursacht z.B. durch Anstrengung oder scharfe Speisen

Weitere Formen sind Kontakturtikaria (Auslösung durch Kontakt mit urtikariogenen Substanzen) und anstrengungsinduzierte Urtikaria/Anaphylaxie (Auslösender durch körperliche Anstrengung, ggf. plus Nahrungsmittelaufnahme)

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Symptomatik

Tyisches Symptom der Urtikaria ist das Auftreten von Quaddeln, die durch drei wesentliche Merkmale gekennzeichnet sind:

  • oberflächliche Schwellung der Haut unterschiedlicher Größe, fast immer umgeben von einem Erythem
  • Juckreiz oder selten auch Brennen
  • Flüchtigkeit (Erscheinungsbild der Haut normalisiert sich innerhalb von 1 bis 24 Stunden wieder)

Das Angioödem als weitere Manfestationsform der Urtikaria ist charakterisiert durch:

  • plötzliche, ausgeprägte Schwellung der tieferen Dermis und Subkutis
  • manchmal Schmerzen, nur selten Juckreiz
  • häufig Beteiligung der Schleimhäute 
  • Rückbildung, die mit bis zu 72 Stunden länger dauert als bei Quaddeln
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Untersuchung

Bei der Untersuchung von Haut und Schleimhäuten findet man typischerweise Quaddeln oder Angioödeme.

Die Anmanese und die Lokalisiation der Hautveränderungen kann Hinweise auf mögliche Ausslöser geben.

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Bildgebung
Urticaria anulare der rechten Hand bei 60 jährigem Mann. © wikimedia/Klaus D. Peter, Gummersbach, Germany (CC BY 3.0 de)
Urtikaria und Flush auf dem Rücken eines Patienten mit Anaphylaxie. © wikimedia/James Heilman, MD (CC BY-SA 3.0)
Urtikaria auf einem Oberschenkel © wikimedia/ Frank C. Müller (CC BY-SA 2.5)
Hauterscheinungen einer Urtikaria an Ellenbeuge und Unterarm. © wikimedia/James Heilman, MD (CC BY-SA 3.0)
Labor

Bei einer akuten Urtikaria wird keine weitere Routinediagnostik empfohlen.

Bei der chronischen Urtikaria (> 6 Wochen) sollten folgende Untersuchungen zum Nachweis von Auslösern und zum Ausschluss möglicher Differenzialdiagnosen durchgeführt werden:

  • hausärztliche Basisuntersuchung mit Anamnese und körperlicher Untersuchung
  • Differenzial-Blutbild, CRP oder BSG
  • Meiden potenzieller Auslöser wie z.B. NSAR

Weitere mögliche Untersuchungen bei entsprechenden Hinweisen aus der Anamnese sind:

  • infektiöse Erkrankungen/entzündliche Prozesse (z.B. H. pylori )
  • Typ-1-Allergien 
  • Funktionelle Autoantikörper
  • Schilddrüsenhormone und Autoantikörper
  • physikalische Urtikaria und andere induzierbare Unterformen der Urtikaria mittels Hauttests inklusive physikalischer Tests (Kälte, Druck, Wärme, Wasser etc.)
  • Nahrungsmittel-Intoleranz mittels pseudoallergenarmer Diät für drei Wochen
  • Mastozytose mittels Bestimmung der Serum-Tryptase
  • Autoreaktivität mittels ASST
  • Hautbiopsie aus Quaddel
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Differenzialdiagnostik

Mögliche Diffifferenzialdiagnosen bei  Urtikariaerkrankungen sind:

  • allergische systemische Typ-1-Reaktionen
  • Urticaria pigmentosa (Mastozytose)
  • Urticariavaskulitis
  • Familiäre Kälteurtikaria (Vaskulitis)
  • nicht-histaminerge Angioödeme wie Hereditäres Angioödem oder Erworbenes Angioödem mit C1-Esterase-INH-Defizienz

Syndrome, die mit Urtikaria/Angioödemen einhergehen können:

Muckle-Wells-Syndrom: progrediente Innenohrschwerhörigkeit , rezidivierende urtikarielle Exantheme, Fieberschübe, Gelenk- und Muskelschmerzen

Schnitzler-Syndrom: monoklonale Gammopathie, rezidivierende Fieberschübe, Knochenschmerzen

Gleich-Syndrom: episodisches Angioödem, IgM-Gammopathie, Eosinophilie

Pharmakotherapie und nichtinvasive Therapie

Falls möglich, sollte ein verdächtigter Auslöser gemieden werden. Da die chronische spontane Urtikaria häufiger mit Infektionen oder entzündlichen Erkrankungen assoziiert ist, sollte solche Erkrankungen adäquat behandelt werden (z.B. H. pyloris-Eradikation)

Symtomatische Therapie:

Therapie der ersten Wahl ist die orale Gabe von nicht sedierenden H1 ­ Antihistaminika der neuen Generation. Wenn die Standarddosierung sich nach zwei Wochen als nicht  ausreichend wirksam erwiesen hat, sollte die Dosis bis auf das Vierfache erhöht werden.

Reicht auch die hochdosierte Therapie nach 1–4 Wochen nicht aus, können zusätzlich Leukotrienantagonisten gegeben oder das Antihistaminikum gewechselt werden. Bei Exazerbationen können kurzfristig (3–7 Tage) orale Kortikosteroide eingesetzt werden.  

 Weitere Therapieoptionen bei unzureichender Wirkung:

  • Ciclosporin A
  • H2-Antihistaminika
  • Dapson
  • Omalizumab (IgE-Antikörper)
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Prävention

Eine Prävention der Urtikaria ist nicht bekannt.

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