Arzneimittelallergie

Definition

Als Arzneimittelallergie wird eine unvorhersehbare Überempfindlichkeitsreaktion gegenüber Medikamenten bezeichnet. Sie kann sich als Sofortreaktion innerhalb von ein bis sechs Stunden nach Einnahme bemerkbar machen – die Pathophysiologie beruht hier auf einer immunologischen Reaktion mit Degranulation von Mastzellen und Basophilen. 

Außerdem kennt man sogenannte Spätreaktionen, die erst mehrere Stunden oder Tage nach der Exposition auftreten. Stunden oder Tage später und beruht meist auf einem verspäteten T-Zell-abhängigen immunologischen Mechanismus. Davon abzugrenzen ist die nicht-immunologische Arzneimittelüberempfindlichkeit, bei der ein allergischer Reaktionsmechanismus nicht nachweisbar ist.

Zu den häufigsten Auslösern von Arzneimittelallergien gehören

  • Antibiotika (v.a. Penicillin)
  • Schmerz- und Rheumamittel
  • Lokalanästhetika
  • Kontrastmittel
  • Psychopharmaka
  • ACE-Hemmer
  • Chemotherapeutika
  • Epileptika
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Symptomatik

Sofortreaktionen (innerhalb von 6 Stunden):

  • Flush
  • Urtikaria
  • Angio­ödem
  • Konjunktivitis
  • Rhinitis
  • Bronchospasmus
  • gastrointestinale Symptome (Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö)
  • Anaphylaxie

Typischerweise treten die Symptome hier innerhalb der ersten Stunde nach der Arzneimitteleinnahme auf.

Spätreaktionen (nach 6 Stunden):

Spätreaktionen manifestieren sich meist an der Haut.

Dazu gehören:

  • generalisiertes makulopapulöses Arzneimittelexanthem
  • spät auftretende oder verzögerte Urticaria
  • generalisierte exanthematische Pustulose (AGEP)
  • DRESS-Syndrom (Drug Rash with Eosinophilia and Systemic Symptoms): Arzneimittelexanthem mit Eosinophilie und systemischen Symptomen wie Fieber, Leberwerterhöhungen; unterschiedlicher Verlauf bis hin zur Letalität)
  • Lyell-Syndrom (prgrediente Blasenbildung mit Ablösung der Epidermis)
  • Stevens-Johnson-Syndrom oder toxische epidermale Nekrolyse bzw. Übergangssyndrom
  • bullöses fixes Arzneimittelexanthem
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Untersuchung

Die Diagnose sollte immer über einen erfahrenen Allergologen erfolgen und beinhaltet neben der Anamnese auch standardisierte Hauttests, In-vitro- sowie Provokationstests.

Bei der Einnahme mehrere Medikamente ist die Erstellung eines Zeitstrahldiagramms zu empfehlen.

Eine falsche Klassifizierung, die nur auf der Anamnese beruht, kann Auswirkungen auf die individuelle Behandlungswahl haben und zum größeren Nachteil für die Patienten sein als eine vollständige Arzneimittelallergie-Abklärung.

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Labor

Spezifische Anamnese:

Klinische Vorgeschichte (z.B. erfasst im EAACI-DAIG/ENDA Fragebogen):

  • Symptomatik
  • Ablauf der Symptome (vorherige Einnahme, Verzögerung zwischen letzter Dosis und dem Auftreten der Symptome, Effekt des Behandlungsabbruchs)
  • andere eingenommene Medikamente (sowohl zum Zeitpunkt der Reaktion als auch seither eingenommene Medikamente der gleichen Klasse)
  • medizinischer Hintergrund (einschließlich bekannter Allergien oder Neigung zu chronischer Urtikaria/chronischer Rhinosinusitis, welche sich durch die Einnahme mancher Medikamente wie z.B. ASS und NSAR verschlimmert)

Hauttests (falls standardisiert vorhanden)

  • bei Soforttyp-Reaktionen Prick-Tests als erstes Screening
  • bei Spätreaktionen Patch-Tests oder verzögert abgelesene Intrakutantests

Provokationstests

  • Goldstandard für die Identifizierung auslösender Medikamente, bzw. den Nachweis einer Toleranz
  • Orale Gabe bevorzugen
  • Kontraindikationen sind lebensbedrohliche bzw. nicht kontrollierbare Arzneimittelreaktionen (z.B. schwere Hautreaktionen, Organbeteiligung, hämatologische Reaktionen)
  • keine Indikation, wenn auf das Medikament in Zukunft problemlos verzichtet werden kann
  • Durchführung unter höchsten Sicherheitsvorkehrung (qualifiziertes Personal, Notfall-Reanimations-Set)
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Differenzialdiagnostik

Zu den häufigsten Differentialdiagnosen gehören andere Hauterkrankungen wie :

  • Urtikaria
  • photoallergische Dermatitis
  • Purpura
  • Kontaktdermatitis
  • Lyell-Syndrom anderer Genese

Außerdem sollte immer ausgeschlossen werden, dass es sich nicht um Symptome der mit dem Medikament behandelten Grunderkrankung handelt.

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Pharmakotherapie und nichtinvasive Therapie

Sofortreaktionen, vor allem wenn sie schwerwiegend sind, werden gemäß Notfallplan mit Adrenalin, Kortison und Antihistaminika behandelt.(siehe Anaphylaxie)

Außerdem muss die Einnahme aller unter Verdacht stehenden Medikamente sofort gestoppt werden.

In besonderen Situationen – wenn keine Alternative für eine lebensnotwendige Therapie bestehen – kann eine Desensibilisierungstherapie in Erwägung gezogen werden. Beispiele sind:

  • Allergien gegen Tetanus-Vakzine
  • Hämochromatose mit Allergie gegen Desferoxamine
  • Allergien gegen notwendige Tuberkulose-Medikamente
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Prävention

Das oder die allergieauslösenden Medikamente sollten zukünftig gemieden werden.

Dem Patienten sollte dazu eine regelmäßig aktualisierte Beispielliste von Medikamenten, die man vermeiden soll, plus einer Liste möglicher Alternativen ausgehändigt werden.

Präventionsmaßnahmen durch Prämedikation (z.B. langsame Injektion und Vorbehandlung mit Glukocortikosteroiden und H1-Antihistaminika) sind hauptsächlich für nicht-allergische Arzneimittelreaktionen nützlich, eine IgE-vermittelte Anaphylaxie wird dadurch nicht zuverlässig unterbunden.

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