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Von Juckreiz bis zu prallen Blasen Wann Hautveränderungen in der Schwangerschaft gefährlich werden
![Wann Hautveränderungen in der Schwangerschaft gefährlich werden Während einer Schwangerschaft bemerken viele Frauen Hautveränderungen.](/fileadmin/Bilder/Artikelbilder/2025/01_Januar_2025/20250130_Schwangerschaft_Igor-Borodin_AdobeStock_56046619_960.png)
Hyperpigmentierungen im Gesicht (Melasma bzw. Chloasma) oder in der Mittellinie des Abdomens treten in der Schwangerschaft häufig auf und sind nichts Beunruhigendes, schreiben Dr. Ann-Sophie Bohne und Kolleginnen von der Hautklinik des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Kiel. Bedingt sind diese Pigmentveränderungen wahrscheinlich durch die erhöhten Progesteron- und Östrogenspiegel sowie durch einen Anstieg der Melanozyten-stimulierenden Hormone, auch die UV-Strahlung spielt eine Rolle. Bei den meisten Frauen bilden sich die Hyperpigmentierungen nach der Geburt spontan zurück. Vorbeugen lässt sich mit konsequentem Sonnenschutz. Wird nach Geburt und Stillzeit eine Behandlung gewünscht, hilft eine topische Therapie z. B. mit Tretinoin, Azelainsäure oder Kortikosteroiden.
Keinesfalls pauschal als harmlos einzustufen sind dagegen vorbestehende melanozytäre Nävi, die sich während der Schwangerschaft verändern. Sie müssen engmaschig kontrolliert und – wenn sie auffällig aussehen – exzidiert und histologisch aufgearbeitet werden, um ein malignes Melanom auszuschließen.
Auch vorbestehende Hauterkrankungen wie die atopische Dermatitis (AD) und die Psoriasis verändern sich oft während einer Schwangerschaft. Eine AD kann vor allem in den ersten beiden Schwangerschaftsdritteln regelrecht „aufblühen“ und zu Juckreiz, Erythemen und Lichenifikation führen. Um die Belastung für Mutter und Kind möglichst gering zu halten, ist eine wirksame Therapie erforderlich.
Eine vorbestehende Psoriasis kann sich während einer Schwangerschaft sowohl bessern als auch verschlechtern. Verschlimmert sie sich, ist eine systemische Therapie zu erwägen. Bei Frauen, die bereits vor der Konzeption eine schwere Psoriasis hatten, sollte das Absetzen der Therapie vermieden werden, da eine starke Entzündungsaktivität der Dermatose dem Ungeborenen schaden könnte.
Juckreiz ohne Hautveränderungen erfordert besondere Aufmerksamkeit. Dahinter kann eine intrahepatische Schwangerschaftscholestase stecken, die rasch behandelt werden muss. Denn die erhöhten Gallensäuren bedeuten Stress für das ungeborene Kind, wodurch sich das Risiko für eine Frühgeburt um 20 % erhöht. Betroffene Frauen berichten von einem nächtlich verstärkten Juckreiz, der an Handflächen und Fußsohlen beginnt und sich dann ausbreitet. Therapie der ersten Wahl ist Ursodesoxycholsäure, auch eine UVB-Therapie kann helfen. Nach der Entbindung bildet sich der Juckreiz meist innerhalb weniger Tage zurück. Allerdings entwickeln die meisten Frauen in einer Folgeschwangerschaft erneut einen Pruritus gravidarum.
Auch das polymorphe Exanthem der Schwangerschaft geht mit ausgeprägtem Juckreiz einher. Es tritt im letzten Schwangerschaftsdrittel oder unmittelbar nach der Geburt auf und betrifft vor allem Erstgebärende, die nicht selten Zeichen einer Atopie aufweisen. Typisch sind flächige Erytheme, urtikarielle Papeln und Bläschen, die entlang der Dehnungsstreifen auftreten. Wenn kühlendes Abduschen und pflegende Externa nicht ausreichend helfen, können Antihistaminika oder lokale Steroide erwogen werden. Für das Neugeborene besteht keine Gefahr.
Beim Pemphigoid gestationis handelt es sich um eine seltene bullöse Autoimmundermatose. Die auslösenden Autoantikörper triggern nicht nur Hautveränderungen, sondern können auch eine Plazentainsuffizienz auslösen und zu Frühgeburt und intrauterinen Wachstumsstörungen führen. Die Erkrankung macht sich bei der Schwangeren durch massiven Juckreiz bemerkbar, dem ein urtikarielles Erythem folgt, das zunächst um den Nabel herum auftritt und sich dann ausbreitet. Auf dem Erythem bilden sich pralle Blasen. Die Immunfluoreszenzdiagnostik sichert die Diagnose. Zur Therapie kommen je nach Ausprägung und Stadium der Erkrankung juckreizstillende und austrocknende Externa, lokale Glukokortikoide oder auch eine systemische Prednisolongabe zum Einsatz.
Quelle: Bohne AS et al. Gynäkologie 2024; 57: 847-852; doi: 10.1007/s00129-024-05305-y