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Schwangerschaftsrisiko Hautveränderungen in der Schwangerschaft

Während einer Schwangerschaft kann es passieren, dass Frauen plötzlich Hautveränderungen bemerken: Flecken im Gesicht, eine sich verschlimmernde atopische Dermatitis oder Blasen. Welche dieser Veränderungen sind harmlos, welche gelten als Warnzeichen?
Hyperpigmentierungen im Gesicht (Chloasma bzw. Melasma) oder in der Mittellinie des Abdomens treten in der Schwangerschaft häufig auf und sind nichts Beunruhigendes, schreiben Dr. Ann-Sophie Bohne und ihre Kolleginnen von der Hautklinik des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Kiel. Bedingt sind diese Pigmentveränderungen wahrscheinlich durch die erhöhten Progesteron- und Östrogenspiegel sowie einen Anstieg der melanozytenstimulierenden Hormone.
Auch die UV-Strahlung spielt eine Rolle, vorbeugen lässt sich daher mit konsequentem Sonnenschutz. Bei den meisten Frauen bilden sich die Hyperpigmentierungen postpartal spontan zurück. Geschieht dies nicht und wird nach Geburt und Stillzeit eine Behandlung gewünscht, hilft eine topische Therapie beispielsweise mit Tretinoin, Azelainsäure oder Kortikosteroiden.
Keinesfalls pauschal als harmlos einzustufen sind dagegen vorbestehende melanozytäre Nävi, die sich während der Schwangerschaft verändern. Sie müssen engmaschig kontrolliert und – sollten sie auffällig aussehen – exzidiert und histologisch aufgearbeitet werden, um ein malignes Melanom auszuschließen.
Atopische Dermatitis blüht oft in den ersten Monaten auf
Auch vorbestehende chronische Hauterkrankungen können sich während einer Schwangerschaft verändern. Frauen mit atopischer Dermatitis erleben vor allem in den ersten beiden Schwangerschaftsdritteln ein regelrechtes „Aufblühen“ ihrer Erkrankung mit Juckreiz, Erythemen und Lichenifikation. Eine vorbestehende Psoriasis kann sich während einer Schwangerschaft sowohl bessern als auch verschlimmern. Tritt Letzteres ein, sollte man mit der Frau ggf. über eine systemische Therapie sprechen, sofern sie keine erhält. Frauen mit bereits zuvor schwerer Psoriasis sollten ihre Therapie möglichst nicht absetzen, da eine starke Entzündungsaktivität der Dermatose dem Ungeborenen schaden könnte.
Vorsicht bei autoimmunologisch bedingten Erkrankungen
Wachsamkeit ist geboten, wenn bei der werdenden Mutter bestimmte dermatologische Grunderkrankungen vorliegen:
- Pemphigus vulgaris: Hohe Autoantikörpertiter können beim Baby zu Blasen führen, die schmerzhaft und für Infektionen anfällig sind. Daher müssen die Titer bei der Mutter regelmäßig überprüft und die Entzündungslast in der Schwangerschaft gering gehalten werden.
- Lupus erythematodes: Bestimmte Antikörper der Mutter können über die Plazenta übertragen werden und beim Kind Lupus-typische Hautveränderungen sowie einen AV-Block hervorrufen. Dies erfordert ein kardiales Monitoring des Neugeborenen.
Ein Juckreiz, der ohne entsprechende Hautveränderungen auftritt, erfordert besondere Aufmerksamkeit, da er auf eine intrahepatische Schwangerschaftscholestase hindeuten kann. Der gestörte Gallenabfluss muss schnellstmöglich behandelt werden, denn die erhöhten Gallensäurewerte bedeuten Stress für das ungeborene Kind und ein um 20 % erhöhtes Risiko für eine Frühgeburt. Betroffene berichten von einem nächtlich verstärkten Juckreiz, der an Handflächen und Fußsohlen beginnt und sich dann ausbreitet. Als Therapeutikum der Wahl gilt Ursodesoxycholsäure, auch eine UVB-Therapie kann helfen. Nach der Entbindung verschwindet der Juckreiz meist innerhalb weniger Tage. Eine Rückkehr des Pruritus gravidarum bzw. ein Wiederauftreten der Komplikation bei der nächsten Schwangerschaft ist allerdings häufig.
Polymorphe Dermatose im letzten Trimenon nicht selten
Die polymorphe Schwangerschaftsdermatose geht zwar ebenfalls mit ausgeprägtem Juckreiz einher, allerdings begleitet dieser flächige Erytheme, urtikarielle Papeln und Bläschen, die entlang der Dehnungsstreifen auftreten. Das Exanthem tritt verhältnismäßig häufig auf, typischerweise im letzten Schwangerschaftsdrittel oder unmittelbar postpartal.
Es betrifft vor allem Erstgebärende, die nicht selten Zeichen einer Atopie aufweisen. Wenn kühlendes Abduschen und pflegende Externa nicht ausreichen, können Antihistaminika oder lokale Steroide helfen. Gleichzeitig sollte man die Frauen beruhigen: Für das Un- bzw. Neugeborene bedeutet die Dermatose keine Gefahr.
Beim Pemphigoid gestationis handelt es sich um eine seltene bullöse Autoimmundermatose. Die auslösenden Autoantikörper triggern nicht nur Hautveränderungen, sondern können auch eine Plazentainsuffizienz auslösen und zu Frühgeburt und intrauterinen Wachstumsstörungen führen. Die Erkrankung macht sich bei der Schwangeren durch massiven Juckreiz bemerkbar, dem ein urtikarielles Erythem folgt, das zunächst um den Nabel herum auftritt und sich dann ausbreitet. Auf dem Erythem bilden sich pralle Blasen. Die Immunfluoreszenzdiagnostik sichert die Diagnose. Zur Therapie kommen je nach Ausprägung und Stadium der Erkrankung juckreizstillende und austrocknende Externa, lokale Glukokortikoide oder auch eine systemische Prednisolongabe zum Einsatz.
Quelle: Bohne AS et al. Gynäkologie 2024; 57: 847-852; doi: 10.1007/s00129-024-05305-y