Hypertonie Auch in der Schwangerschaft runter mit dem Druck
Bei Nichtschwangeren gelten Blutdruckwerte über 140/90 mmHg als Indikation für eine medikamentöse Behandlung. Während der Schwangerschaft werden dagegen in der Regel höhere Werte toleriert – unter anderem aus Angst vor einer fetalen Mangelversorgung. Diese Sorge ist vermutlich unbegründet, so Prof. Dr. Alan Tita von der Universität Birmingham in Alabama. Gemeinsam mit einem US-Forscherteam ging er der Frage nach, ob werdende Mütter mit einer milden chronischen Hypertonie eher von einer strengen oder aber von einer liberalen Blutdruckeinstellung profitieren.
An der CHAP-Studie nahmen 2.408 Einlingsschwangere teil, die vor der 23. SSW systolische Blutdruckwerte zwischen 140 und 160 mmHg und/oder diastolische Werte zwischen 90 und 105 mmHg aufwiesen. Bei etwa der Hälfte dieser Frauen wurde der Blutdruck medikamentös auf unter 140/90 mmHg gesenkt. In der Kontrollgruppe erfolgte eine Therapie, falls der RR über 160/105 mmHg stieg.
Den primären Studienendpunkt, die Kombination aus schwerer Präeklampsie, medizinisch indizierter Frühgeburt vor der 35. SSW, vorzeitiger Plazentalösung sowie fetalem bzw. neonatalem Tod, erreichten rund 30 % der Patientinnen des aktiven Therapiearms, gegenüber 37 % der Kontrollen. Dies entspricht einer signifikanten Risikoreduktion um 18 %. Bezüglich der Einzelkomponenten Präeklampsie bzw. Frühgeburt errechnete sich eine Risikosenkung um 21 bzw. 13 %. Kinder mit einem Geburtsgewicht unterhalb der 10. bzw. 5. Perzentile wurden dagegen in beiden Studienarmen ähnlich häufig geboren. Auch im Hinblick auf schwere maternale oder neonatale Komplikationen unterschieden sich die beiden Gruppen nicht wesentlich.
Bei einer leichten Gestationshypertonie, so das Fazit des Forscherteams, hat eine strenge Blutdruckeinstellung offenbar Vorteile im Hinblick auf den Schwangerschaftsverlauf, ohne dass dabei die Gefahr einer Small-for-gestational-Age-Geburt steigt.
Quelle: Tita AT et al. N Engl J Med 2022; 386: 1781-1792; DOI: 10.1056/NEJMoa2201295