Krebsdiagnose In der Schwangerschaft schneiden CPI besser ab als Zytostatika

Autor: Dr. Judith Lorenz

Eine Krebsdiagnose in der Schwangerschaft ist für Eltern und Ärzte eine Herausforderung. Eine Krebsdiagnose in der Schwangerschaft ist für Eltern und Ärzte eine Herausforderung. © Prostock-studio – stock.adobe.com

Eine Krebsdiagnose in der Schwangerschaft stellt die werdenden Eltern und die betreuenden Mediziner:innen vor eine schwierige Aufgabe: Das Leben der Mutter retten, das ungeborene Kind aber nicht durch die onkologische Therapie gefährden. Eine aktuelle Analyse beschäftigte sich nun mit dem Risikoprofil von CPI.

CPI hemmen regulatorische Schlüsselproteine des Immunsystems wie CTLA4, LAG3, PD1 oder PD-L1 und stimulieren auf diese Weise die körpereigene T-Zell-vermittelte Tumorabwehr. Angesichts der komplexen Dynamik der maternofetalen Immuntoleranz stellt sich die Frage nach der Sicherheit der Substanzen in graviditate, erläutert Dr. Paul Gougis vom Institut Curie der Universität Paris.1 In der globalen Pharmakovigilanz-Datenbank der Weltgesundheitsorganisation (VigiBase) finden sich 91 Fälle von CPI-Anwendungen bei werdenden Müttern. 

Dr. Gougis und sein Team untersuchten, ob diese Präparate im Vergleich zu anderen Onkotherapeutika überproportional häufig eine Gravidität negativ beeinflussen. Hierbei berücksichtigten sie insgesamt 45 unerwünschte Ereignisse wie Fehlbildungen, Frühgeburt oder Schwangerschaftskomplikationen. Das Vergleichskollektiv umfasste 3.467 in der VigiBase dokumentierte Fälle von vorgeburtlichen Expositionen gegenüber anderen antineoplastischen Wirkstoffen.

Mehr als 3.500 Krebs-behandlungen analysiert

Die CPI-exponierten Schwangeren – am häufigsten wurden bei ihnen Melanome und Lymphome diagnostiziert – waren im Median knapp 29 Jahre alt. 81 hatten eine Monotherapie erhalten, zehn Patient:innen bekamen zusätzlich Zytostatika. Maternale, fetale und/oder neonatale unerwünschte Ereignisse traten bei rund 42 % der gegenüber CPI und bei ca. 57 % der gegenüber anderen Onkotherapeutika exponierten Schwangeren auf. 

Die mit einer Kombination aus PD1- und CTLA4-Antikörpern behandelten Personen erlitten zwar signifikant häufiger eine Frühgeburt (Reporting Odds Ratio 13,87; 95%-KI 3,90–49,28; p < 0,001), als Monotherapie erhöhten die genannten CPI das Frühgeburtsrisiko dagegen nicht. Insgesamt verzeichneten die Forscher:innen drei möglicherweise immunvermittelte maternofetale Ereignisse: Eine Kombination aus Pneumonitis, Thyreoiditis und Antiphospholipidsyndrom mit Spontanabort, eine fetale Pneumonitis mit neonatalem Atemnotsyndrom sowie eine transiente kongenitale Hypothyreose.

CPI im Einzelfall möglich, wenn Nutzen überwiegt 

Obwohl die vorgeburtliche CPI-Exposition offenbar weniger Risiken birgt als bislang angenommen, raten Dr. Gougis und Kolleg:innen prinzipiell von einer Anwendung in der Schwangerschaft ab. Allerdings sei im Einzelfall ein Einsatz nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung möglich. Die Aufgabe, werdenden Eltern bei solchen schweren medizinischen und ethischen Entscheidungen beizustehen, obliegt den Pränatalmediziner:innen, betonen Dr. Alisa Kachikis und Prof. Dr. Linda Eckert von der University of Washington in Seattle in einem zugehörigen Editorial.2 Die Expert:innen unterstreichen in diesem Zusammenhang die Wichtigkeit der Dokumentation von Schwangerschaftsverläufen mittels Registern und Pharmakovigilanz-Datenbanken.

Quellen:
1. Gougis P et al. JAMA Netw Open 2024; 7: e245625; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2024.5625
2. Kachikis A, Eckert LO. JAMA Netw Open 2024; 7: e246486; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2024.6486