
Hautschutz beim Langstreckenlauf Auch für die Haut ist ein Marathon eine Strapaze

Bei sehr niedrigen Temperaturen drohen der Läuferin oder dem Läufer oberflächliche Erfrierungen durch Bildung von Eiskristallen auf der Haut. Feuchte oder eng sitzende Kleidung kann im Winter eine Pannikulitis fördern. Selten beobachtet man eine kälteinduzierte Urtikaria. Präventiv sollte man eine extra Schicht Kleidung tragen oder gegebenenfalls vor dem Sport ein Antihistaminikum einnehmen, schreibt das Autorenteam um Henna Ahomies vom Universitätsklinikum Helsinki. Ein Raynaud-Phänomen haben in einer retrospektiven Studie 0,5 % der Personen entwickelt, die an Ultramarathons teilgenommen hatten. Niedrige Temperaturen lassen die Haut auch austrocknen. Ein oder zwei Tage nach der Kälteexposition können sich Frostbeulen entwickeln, die sich durch brennende Schmerzen und Juckreiz bemerkbar machen.
Laufen bei Hitze bedarf besonderer Vorsicht
Langes Laufen bei Hitze kann die Temperaturregulation des Körpers überfordern und zu Erschöpfung führen. Durch Schwitzen geht viel Flüssigkeit verloren, sodass es schwierig wird, die Hautfeuchtigkeit zu erhalten. Relativ häufig kommt kurz nach dem Sport eine durch den Anstieg der Körperkerntemperatur bedingte cholinerge Urtikaria vor. Auch dagegen hilft die prophylaktische Einnahme von Antihistaminika sowie Kühlung während oder nach der Aktivität.
Längere Trainingseinheiten im Freien bedeuten vor allem in Bergregionen eine hohe UV-Exposition. Pro 1.500 m Höhenzunahme steigt die Sonnenintensität um 20 % und Schwitzen erhöht die Photosensitivität. Sonnenbrand und Photodermatosen entstehen mitunter schon nach wenigen Minuten.
Auf lange Sicht drohen vorzeitige Hautalterung und kutane Karzinome. Protektive Kleidung, Sonnencremes und Lippenschutz (wasserresistent mit Lichtschutzfaktor 30 bis 50) und Trainingszeiten mit geringerer Sonnenbelastung reduzieren das Risiko. Allerdings nehmen viele Läuferinnen und Läufer nach Zahlen aus Europa den Sonnenschutz nicht ausreichend ernst. Nur etwas mehr als die Hälfte von ihnen wendet regelmäßig Sonnencreme an. Gerade einmal ein Drittel trägt eine Kopfbedeckung und kaum mehr als 10 % tragen langärmelige Kleidung.
Reibung und Druck während des Laufens führen sehr häufig zu mechanischen Hautschäden wie Abschürfungen und Schwielen. Auch die Zehennägel werden oft in Mitleidenschaft gezogen. Blasen, meist an den Zehen, plagen bis zu 40 % der Menschen, die an einem Marathon teilnehmen. Vorbeugen kann man mit dicht gepolsterten Acrylsocken, Neopreneinlagen und gut sitzenden Laufschuhen. Die häufig verwendeten adhäsiven Tapes scheinen zur Prävention nicht wirklich effektiv zu sein. Auch für das Tragen von zwei Paar Socken sowie für Gleitmittel fehlt ein Wirksamkeitsnachweis.
Die Reibung von Haut an Haut oder von Haut an Textil, insbesondere im Zusammenhang mit Feuchtigkeit, kann zu einer oberflächlichen entzündlichen Dermatitis führen. Besonders schmerzhaft sind Läsionen an den Brustwarzen, die durch feuchte Oberteile aus grobfaserigem Gewebe und niedrige Temperaturen begünstigt werden. Daher sollte die Sportbekleidung wasserabweisend sein und gut sitzen.
Ungeeignete Laufschuhe bereiten schnell Probleme
Laterale Scherkräfte können Kapillaren schädigen und so zu intraepidermalen Hämorrhagien führen, insbesondere an den Fersen. Die schwarzen Läsionen sehen einem malignen Melanom mitunter sehr ähnlich, lassen sich von diesem aber dermoskopisch gut abgrenzen. Mit gut gepolsterten Schuhen, dicken Socken und Gleitmitteln kann man den Hauteinblutungen vorbeugen. Stoßen die Zehen immer wieder an den Schuh, kann sich ein subunguales Hämatom ausbilden. Schuhe, die den Mittelfußbereich optimal unterstützen und vorne genug Platz bieten, beugen dem vor.
Kontaktdermatitiden oder allergische Hautreaktionen werden durch die verschiedensten Materialien und Chemikalien ausgelöst, z. B. durch Adhäsiva in Laufschuhen, Tapes, Pflaster, topische Analgetika oder Schuhdeos. Eine Hautschädigung im feuchten Milieu erleichtert auch immer das Eindringen von Infektionserregern, sodass Läuferinnen und Läufer ein erhöhtes Risiko für Infektionen mit Viren, Bakterien oder Pilzen haben.
Quelle: Ahomies H et al. JEADV Clinical Practice 2024; doi: 10.1002/jvc2.613