Oropharynxkarzinom Was das Virus für Diagnostik und Therapie bedeutet

Autor: Lara Sommer

Neue Detektionsmethoden für Viren könnten zukünftig für die Therapie HPV-bedingter Oropharynxkarzinome von Nutzen sein. Neue Detektionsmethoden für Viren könnten zukünftig für die Therapie HPV-bedingter Oropharynxkarzinome von Nutzen sein. © Romolo Tavani – stock.adobe.com

Die Inzidenz HPV-bedingter Oropharynxkarzinome steigt seit Jahren. Ein Experte erläuterte, welche neuen Detektionsmethoden es für die Viren gibt und was das Ergebnis künftig für die Therapie bedeuten könnte.

Hierzulande treten mindestens 45 % der Oropharynxkarzinome HPV-assoziiert auf und dieser Anteil steigt, schilderte Prof. Dr. Jens Peter Klußmann, Universitätsklinikum Köln. Er erwartet zumindest für die kommenden Jahre eine weitere Zunahme: „Trotz der Impfung ist mit einem Absinken der Inzidenz nicht vor 2045 zu rechnen.“ Dies liegt u.a. daran, dass die meisten Fälle Männer um die 60 Jahre betreffen, welche nach wie vor ungeimpft bleiben.

HPV-positive Karzinome zeichnen sich durch eine bessere Prognose aus. Deshalb hält der Experte die Untersuchung auf den Erreger für relevant, um Therapieoptionen möglichst gezielt und schonend einzusetzen. In der Praxis bestimmen Fachleute standardmäßig p16 als Surrogatmarker für die Infektion. „Neuere Untersuchungen zeigen aber, dass etwa 10 % dadurch falsch klassifiziert sind“, gab der Referent zu bedenken. Insbesondere während klinischer Studien sollte man das Ergebnis mittels zusätzlicher Tests bestätigen. In den vergangenen Jahren sah er große Fortschritte, virale Fremd-DNA im Blut als Tumormarker und sogar zur Therapiesteuerung zu nutzen. Unabhängig davon kann KI bereits den HPV-Status anhand histopathologischer Schnitte erkennen.

Extra Behandlung für das Oropharynxkarzinom

Obwohl die ersten Deeskalationsversuche für die Behandlung HPV-positiver Tumoren scheiterten, bleibt Prof. Klußmann optimistisch: „Es gibt eine Vielzahl von Studien, in denen Forschende versuchen, einerseits die Strahlentherapie zu reduzieren und andererseits direkt gegen das Virus vorzugehen.“ In einer davon erhalten Erkrankte in der palliativen Situation zusätzlich zur Checkpointinhibition einen Impfstoff. Derartige Strategien erscheinen dem HNO-Chirurgen auch für die Neoadjuvanz aussichtsreich. Er resümierte: „Ich bin fest davon überzeugt, dass das p16-positive Oropharynxkarzinom in der Zukunft anders behandelt wird als die restlichen Kopf-Hals-Tumoren.“

Quelle:
Klußmann JP. Pressegespräch anlässlich der 95. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (DGHNO-KHC) e. V.; Veranstalter: DGHNO-KHC