HPV-assoziierte Oropharynxkarzinome: Rezidivrisiko im Blut bestimmen

Autor: Josef Gulden

In der Studie wurde nach den fünf häufigsten Hochrisiko-Typen der humanen Papillomviren gescreent. Das sind Typ 16, 18, 31, 33 und 35. In der Studie wurde nach den fünf häufigsten Hochrisiko-Typen der humanen Papillomviren gescreent. Das sind Typ 16, 18, 31, 33 und 35. © iStock/xrender

Tumoren im Mund-Rachen-Bereich liegen häufig humane Papillomviren zugrunde. Bei wem die Erkrankung zurückkehrt, soll nun ein Bluttest auf die Erreger klären.

Das Plattenepithelkarzinom des Oropharynx (OPSCC) ist in den letzten zehn Jahren zum häufigsten mit humanen Papillomviren (HPV) assoziierten Tumor geworden. Die Prognose dieses Tumortyps ist besser als die von HPV-negativen OPSCC. Deshalb wird versucht, die Therapie weniger intensiv zu gestalten, ohne die Heilungsaussichten zu beeinträchtigen. Eine Möglichkeit könnte die regelmäßige Suche nach DNA der HP-Viren im Blut sein, die im positiven Fall eventuell ein Rezidiv vorhersagen könnten, schreiben Wissenschaftler der University of North Carolina in Chapel Hill.

Zu diesem Zweck wurde in einer prospektiven Studie mit 115 Patienten mit HPV-positivem OPSCC untersucht, ob man die Bestimmung der im Blut zirkulierenden Virus-DNA in die Nachsorge integrieren sollte. Primäre Endpunkte waren der negative und positive prädiktive Wert dieses Biomarkers im Hinblick auf die Detektion eines Rezidivs.

Negativer prädiktiver Wert erreicht 100 %

Während einer medianen Nachbeobachtungszeit von 23 Monaten wurden von den 115 Teilnehmern 1006 Blutproben analysiert. 87 Personen wurden zu keinem Zeitpunkt HPV-positiv getestet, so die Autoren. Keiner von ihnen entwickelte bisher ein Rezidiv, was einem negativen prädiktiven Wert von 100 % entspreche (95%-KI 96–100).

Bei 28 Patienten war der Test einmal positiv, bei 16 von ihnen zweimal. Von diesem Kollektiv wurde bei 15 Personen ein durch Biopsie bestätigtes Rezidiv diagnostiziert; im Median 3,9 Monate nach dem ersten positiven Test. Allerdings war nur bei zehn dieser Teilnehmer der Bluttest tatsächlich vor der Rezidivdiagnose positiv. Zwei aufeinander folgende positive HPV-DNA-Tests haben damit einen positiven prädiktiven Wert von 94 % (95%-KI 70–99).

Das ist auch relevant für die Prognose: Von den Personen mit zwei konsekutiven positiven Testergebnissen wiesen nach zwei Jahren 65 % eine lokoregionale Kontrolle auf, und nur 21 % waren frei von Fernmetastasen. Bei den übrigen Patienten betrugen beide Werte 100 %.

Nachsorgeschema

Die Nachsorge bestand in einer PET-CT-Untersuchung drei Monate nach der definitiven Chemoradiotherapie. Zudem erfolgte eine klinische Untersuchung alle zwei bis vier Monate während der beiden ersten Jahre sowie alle sechs Monate während der folgenden drei Jahre und halbjährlich eine Röntgen-Thoraxaufnahme. Alle sechs bis neun Monate wurde darüber hinaus im Blut mittels Polymerase-Kettenreaktion (PCR) nach zirkulierender DNA der fünf häufigsten Hochrisiko-HPV-Typen (16, 18, 31, 33 und 35) gefahndet.

Die Wissenschaftler bemerken einschränkend, dass diese Ergebnisse nur für den Multiplex-PCR-Assay für zirkulierende Tumor-HPV-DNA gelten, der in dieser Studie verwendet wurde. Auf andere Tests sei dies nicht notwendigerweise übertragbar. Außerdem war das Kriterium von zwei konsekutiven positiven Tests nicht vorab prospektiv definiert worden, sodass auch dieser Zusammenhang einer weiteren Validierung bedarf. Insgesamt sprechen aber die Daten dafür, dass man Patienten mit negativen Testergebnissen in Zukunft wahrscheinlich die üblichen Nachsorgeprozeduren wie Bildgebung und nasopharyngolaryngoskopische Untersuchungen wird ersparen können, lautet das Resümee.

Quelle: Chera BS et al. J Clin Oncol 2020; DOI: 10.1200/JCO.19.02444