Steigende Zahl der Oralsexpartner korreliert mit höherem HPV-Risiko
HIV-positive Männer, die Oralverkehr mit Männern haben, sollten generell darauf achten, sich vor kanzerogenen Papillomaviren zu schützen. Auch unter erfolgreicher antiretroviraler HIV-Therapie besteht eine erhöhte Ansteckungsgefahr. Das konnten Wissenschaftler in einer Kohortenstudie mit 244 Teilnehmern, darunter 103 HIV-positiven, nachweisen.
Kondome nicht nur für den Allerwertesten
Für die Patienten besteht allerdings kein Grund zur Panik: Insgesamt scheinen orale HPV-Infektionen bei MSM relativ selten aufzutreten und die Clearanceraten lagen in der Untersuchung verhältnismäßig hoch, fügt das Team um Massimo Giuliani vom San Gallicano Dermatological Institute in Rom hinzu: rund 4–6 Mal höher als die Infektionsrate.
Dennoch: Als wichtigste Prädiktoren für eine Infektion mit Papillomaviren erwiesen sich im HIV-Kollektiv häufig wechselnde Geschlechtspartner und ungeschützter Sex: Männer, die schon mit mehr als 95 Männern Oralverkehr hatten, trugen ein achtmal höheres HPV-Risiko als solche mit weniger als 25 Partnern. Beim Verzicht auf Kondome drohte in dieser Gruppe sogar eine mehr als 13-fach gesteigerte Infektionsgefahr mit Papillomaviren. Auch höheres Alter und niedrige T-Zell-Zahlen hatten einen ungünstigen Einfluss: HIV-Infizierte im Alter über 46 Jahren oder mit weniger als 200 CD4+-Zellen wurden die Papillomaviren schlechter wieder los. Dies galt auch für kanzerogene Subtypen.
Gesteigertes Risiko für ein Oropharynxkarzinom
Auch HIV-negative Männer sollten sich vor HPV in Acht nehmen, empfehlen die Studienautoren. Denn die über 46-Jährigen unter ihnen steckten sich leichter mit Papillomaviren an (Hazard Ratio 3,7), insbesondere mit Stämmen, die die Entwicklung eines Oropharynxkarzinoms fördern (HR 5,3). Außerdem verringerten mehr als sechs orale Geschlechtspartner im vergangenen halben Jahr die virale Clearance.
Quelle: Giuliani M et al. Sex Transm Infect 2020; 96: 528-536; DOI: 10.1136/sextrans-2019-054301