Überlebenschancen bei Brustkrebs Was ist die Ursache für die verbesserten Zahlen?
Früherkennung und Fortschritte in der Behandlung von Brustkrebs haben die Mortalitätsrate in den USA von 1975 bis 2019 von 48 auf 27 Todesfälle pro 100.000 Frauen reduziert, schreiben Prof. Dr. Jennifer Caswell-Jin von der Stanford University School of Medicine und Kollegen. Jedoch wurde bislang nicht untersucht, welchen Anteil das Mammografie-Screening hat und welchen verbesserte Therapien in unterschiedlichen Erkrankungsstadien am Rückgang der Sterblichkeit haben.
Die Forscher nutzten daher aggregierte Beobachtungsdaten und Ergebnisse klinischer Studien, um die Auswirkungen dieser Interventionen abzuschätzen. Mithilfe von vier gängigen Modellen, die u.a. auf dem natürlichen Tumorwachstum sowie statistischen Grundlagen der Wahrscheinlichkeitsrechnung basierten, simulierten sie brustkrebsbedingte Todesfälle, insgesamt und getrennt nach Östrogenrezeptor(ER)- und ERBB2(HER2)-Status. Die Modelle simulierten die Mortalität von Frauen im Alter von 30 bis 79 Jahren in den USA im Zeitraum von 1975 bis 2019.
Sterblichkeit verringerte sich unter Interventionen um 58 %
Die Interventionen senkten die Brustkrebsmortalität ab 1975 deutlich: Die Forscher berechneten, dass die altersadjustierte Sterblichkeitsrate im Jahr 2019 ohne Screening und verbesserte Therapien und mit der gestiegenen Brustkrebsinzidenz bei 64 Todesfällen pro 100.000 Frauen gelegen hätte. Mit den Interventionen lag sie bei 27/100.000, was einem Rückgang der Sterblichkeit um 58 % entspricht. Von dieser verringerten Mortalität entfielen 47 % auf die Behandlung von Mammakarzinomen im Stadium 1 bis 3, 29 % auf die Behandlung von metastasiertem Brustkrebs und 25 % auf das Mammografie-Screening. Mit 71 % ging die Sterblichkeitsrate bei Frauen mit ER+/HER2+-Brustkrebs am stärksten zurück: Sie sank von 9,0 Todesfällen pro 100.000 Frauen ohne Intervention auf 2,6/100.000 mit Screening und besserer Behandlung.
Auch bei Frauen mit ER-/HER2+- und ER+/HER2--Brustkrebs sank die Sterblichkeit dank der Interventionen deutlich (im Mittel um 60 % bzw. 59 %). Im Falle eines metastasierten Rezidivs stieg die mediane Überlebenszeit von 1,9 Jahren im Jahr 2000 auf 3,2 Jahre im Jahr 2019. Im Hinblick auf eine reduzierte Mortalität und ein verbessertes Überleben bei metastasiertem Krebs zeigten sich die größten positiven Auswirkungen der Interventionen bei ER+/HER2+-, die geringsten bei ER-/HER2--Brustkrebs. Dies spiegelt möglicherweise die Wirksamkeit zielgerichteter Behandlungen von ER+ und HER2+ Tumoren wider, so die Autoren. asim
Quelle: Caswell-Jin JL et al. JAMA 2024; 331: 233-241; DOI: 10.1001/jama.2023.25881