Nicht nur Tumoren quälen Raucherlungen Was man zu pulmonalen Zufallsbefunden beim Lungenkrebsscreening weiß

DGP-Kongress 2025 Autor: Lara Sommer

Nächstes Jahr startet das Lungenkrebsscreening in Deutschland mit möglichen pulmonalen Zufallsbefunden in der CT. Nächstes Jahr startet das Lungenkrebsscreening in Deutschland mit möglichen pulmonalen Zufallsbefunden in der CT. © krunja – stock.adobe.com

Nächstes Jahr soll das Lungenkrebsscreening in Deutschland starten. Dabei sind in der CT auch pulmonale Zufallsbefunde zu erwarten. In diesem Kontext ging eine Expertin auf vier Pathologien ein, mit denen Ärzt:innen rechnen müssen.

1. Lungenemphysem

Unter über 50.000 asymptomatischen Teilnehmenden des I-ELCAP*-Programms zwischen 40 und 85 Jahren wiesen 23,8 % in der CT ein Lungenemphysem auf, schilderte Prof. Dr. Daniela Gompelmann, Medizinische Universität Wien. Der Großteil derjenigen mit auffälligem Befund hatte keine bekannte COPD. Allgemein war das Emphysem dann milder ausgeprägt, aber „bei 3,5 % dieser Patient:innen lag schon ein schwergradiges Emphysem vor, ohne dass sie vorher die Diagnose einer COPD hatten“.

Ein Emphysem und dessen Schweregrad erwiesen sich in einer weiteren Studie auch als prädiktiv für die COPD- sowie die lungenkrebsassoziierte Mortalität und das Risiko, ein Lungenkarzinom zu entwickeln. Gleiches galt in einer anderen Kohorte für die Rate COPD-bedingter Hospitalisierungen.

Wie die Expertin bilanzierte bleibt noch unklar, ob die frühe Detektion das klinische Outcome beeinflussen kann. Der Emphysemnachweis könne aber als Motivation dienen, um Untersuchte von einem Rauchstopp zu überzeugen. Zudem können Kolleg:innen frühzeitiger zu Lungenfachärzt:innen überweisen.

2. Atemwegserkrankungen

Auch weitere Atemwegserkrankungen werden laut Prof. Gompelmann nicht selten entdeckt. 11,6 % von gut 3.000 asymptomatischen Personen ab 40 Jahren mit mindestens zehn Packungsjahren hatten gemäß Bildgebung Bronchiektasen. Diese Gruppe wies zusätzlich häufiger Obstruktionen der Atemwege, Emphyseme und eine reduzierte FEV1 auf. „Wir wissen, dass diese Patient:innen eine höhere Rate an Lungenrundherden haben, die aber nicht unbedingt eher maligne sein müssen“, fügte die Referentin hinzu. Stattdessen gebe es oft entzündliche Veränderungen. 

Hier sind die klinischen Implikationen ebenfalls ungewiss. Ein Konsensusstatement mehrerer Fachgesellschaften sieht vor, Untersuchte zu Pneumolog:innen zu schicken, wenn der Durchmesser der Bronchiektasen mehr als das Doppelte von dem der begleitenden Arterie beträgt.

3. Interstitielle Lungenanomalien

In der Kohorte des National Lung Screening Trial (884 Teilnehmende, 55–74 Jahre, mindestens 30 Packungsjahre) fanden sich interstitielle Lungenveränderungen (ILA) bei 9,7 %. Darunter hatten 5,9 % nicht-fibrotische Veränderungen, 2,1 % einen fibrotischen Verlauf und 1,7 % einen gemischten Phänotyp. Nach zwei Jahren war ein Fünftel progredient, von denjenigen mit fibrotischer ILA sogar mehr als ein Drittel. Letzterer Subtyp wirkt sich auch ungünstig auf die Mortalität aus. 

Wie die Pneumologin betonte, können diese Zufallsbefunde durchaus behandlungsrelevant werden. In einer Studie mit niedriger Fallzahl erhielt letztendlich gut die Hälfte eine aktive Überwachung, aber 18,6 % eine antifibrotische Therapie. Dennoch müsse der Einfluss einer frühen Diagnose auf die Prognose von Versorgten noch geklärt werden. „Was man allerdings sagen kann: Sie sollten zum Lungenfacharzt geschickt werden“, schloss Prof. Gompelmann.

4. Mediastinale Lymphadenopathie

Auffälligkeiten der Lymphknoten im Brustraum kommen wesentlich seltener vor, in einer Kohorte von fast 27.000 Untersuchten nur bei 422 Personen (1,6 %). Allerdings wiesen viele davon zusätzlich zur mediastinalen Lymphadenopathie einen Rundherd auf. 17,1 % erhielten die Diagnose eines Lungenkarzinoms, 11,8 % sofort, 5,2 % im Verlauf der nächsten sieben Jahre.ls

* International – Early Lung Cancer Action Program
Quelle:
Gompelmann D. 65. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie; Vortrag „Pulmonale Zufallsbefunde im Überblick“