Training fürs Bindegewebe Was sich mit Faszienrollen, Gewichten und Dehnungsübungen erreichen lässt

Autor: Sabine Mattes

Foam Rolling kann die Mobilität erhöhen, indem Druck auf bestimmte Gewebebereiche ausgeübt wird. Foam Rolling kann die Mobilität erhöhen, indem Druck auf bestimmte Gewebebereiche ausgeübt wird. © Yana Perelotova - stock.adobe.com

Die Nutzung von Faszienrollen ist zwar die bekannteste, aber nicht die einzige Möglichkeit, das Bindegewebe zu trainieren. Ein Sportwissenschaftler erklärt, wie es um die Evidenz für die Übungen steht.

Der Begriff Bindegewebe wird heute weiter gefasst als früher und „schließt jegliche dichten kollagenen Gewebe ein, deren Architektur primär durch Zugbelastungen geformt wird“, schreibt Dr. Frieder Krause, Universitäres Centrum für Tumorerkrankungen, Krankenhaus Nordwest in Frankfurt. Neben der eigentlichen Myofaszie fallen darunter auch intramuskuläres Bindegewebe, Sehnen, der Kapsel- und Bandapparat sowie Aponeurosen.

Dynamische, aktive und federnde Dehnungen sowie Sprünge scheinen Umbauprozesse in faszialen Geweben zu fördern. Man geht davon aus, dass durch die wechselnde Belastungsrichtung und -intensität der Übungen besonders viele Fibroblasten aktiviert werden – auch wenn es dazu noch keine expliziten Studien gibt. Dynamische Dehnungen haben ihren Weg in das Aufwärmprogramm vieler Sportler gefunden und eignen sich besonders gut vor Ballsportarten, da sie im Gegensatz zu statischen Dehnungen die Leistungsfähigkeit nicht mindern.

Sehnenbeschwerden mit Krafttraining lindern

Krafttraining fördert die Kollagensynthese und wird deswegen zur Therapie und Prävention von chronischen Sehnenbeschwerden genutzt. Isometrische Kontraktionen und plyometrisches Training können die Morphologie und Steifigkeit der Sehnen an den unteren Extremitäten beeinflussen.

Beim sogenannten Foam Rolling wird mithilfe einer Faszienrolle und des eigenen Körpergewichts Druck auf bestimmte Gewebebereiche ausgeübt. Die Übungen verbessern die akute Mobilität, langfristige Erfolge zeigen sich besonders im Oberschenkelbereich. Auch von positiven Effekten des Foam Rollings auf Muskelkater und -schmerzen im Rahmen der sportlichen Regeneration wird berichtet. Ob sich dies mit Veränderungen der Beweglichkeit oder der Gleiteigenschaften von Faszien begründen lässt, muss noch geklärt werden. Es gibt jedoch einige Hinweise, dass Bindegewebe eine wesentliche Rolle bei Muskelkater und chronischen Schmerzen spielt.

Viele Übungskonzepte im Faszientraining basieren auf dem Spannungsübertrag entlang myofaszialer Ketten. Man geht davon aus, dass die einzelnen Bestandteile des Bewegungssystems direkt über fasziale Gewebe miteinander verbunden sind. Beispielsweise werden Kontrakturen der Wadenmuskulatur und Achillessehne mit dem Auftreten einer Plantarfasziitis verbunden. Von einem Spannungsübertrag ausgehend, liegt es folglich nahe, bei der Behandlung einer Plantarfasziitis die Wadenmuskulatur mit einzubeziehen.

Quelle: Krause F. Hessisches Ärzteblatt 2024; 4: 214-217; DOI: 10.1016/j.lanepe.2024.100884