Wechselwirkungen von Pflanzenstoffen und Tumortherapeutika oft nicht bekannt
Die Studienlage zu dieser Thematik ist sehr heterogen, betonte Professor Dr. Christoph Ritter, Institut für Pharmazie der Universität Greifswald. Systematische und transparente Bewertungsprozesse für das Risiko von Wechselwirkungen seien dringend erforderlich. Derzeit entwickelt Prof. Ritter in Zusammenarbeit mit dem Kompetenznetzwerk KOKON (Komplementärmedizin in der Onkologie) einen Algorithmus zur evidenzbasierten Bewertung von Arzneimittelinteraktionsrisiken, der klinische Daten zu verschiedenen Pflanzenextrakten priorisiert, aber auch Fallberichte und Ergebnisse aus In-vitro-Untersuchungen einbezieht.
Bekannt ist bereits, dass pflanzliche Zubereitungen die Pharmakodynamik und Pharmakokinetik von Tumortherapeutika beeinflussen, erklärte Dr. Matthias Unger von der Max Zeller Söhne AG in Romanshorn, Schweiz. In der Komplementärmedizin verwendete Pflanzenextrakte hemmen oder induzieren Enzyme (z.B. CYP3A4) oder Transporter (z.B. P-gp) und verändern dadurch die Bioverfügbarkeit von Krebsmedikamenten. Gefährlich sei die Inaktivierung von Enzymen, die für die Bioaktivierung von Prodrugs (z.B. CPA, Irinotecan) zuständig sind.
Interaktionen seien insbesondere zu erwarten beim Einsatz von Hydrastis canadensis (Kanadische Gelbwurz), Schisandra chinensis/sphenantera (Chinesischer Limonenbaum) und Hypericum perforatum (Johanniskraut). Bei Johanniskrautextrakten könnte der Umstieg auf hyperforinarme Extrakte hilfreich sein, da die Interaktionen vor allem durch diesen Inhaltsstoff verursacht würden. Weitgehende Entwarnung in Sachen Interaktionen gibt es laut Dr. Unger bei Mariendistel-, Knoblauch- und Echinacea-Extrakten.
Quelle: 33. Deutscher Krebskongress