Große Gewächse gegen den Husten Welche pflanzlichen Arzneimittel die Symptome akuter Atemwegsinfekte lindern
Die vielfältigen bioaktiven Verbindungen, die in Pflanzen vorkommen, bieten ein reichhaltiges Reservoir an potenziellen Heilmitteln gegen eine Palette von Krankheiten, schreiben Dr. Anna Koch von der Klinik für Integrative Medizin und Naturheilkunde Bamberg und Prof. Dr. Jost Langhorst von der Universität Duisburg-Essen. Etabliert hat sich die Nutzung von Phytotherapeutika v. a. bei der Therapie von akuten Atemwegsinfekten.
Zur Linderung von Erkältungssymptomen wie Husten spricht sich die EMA für verschiedene Zubereitungen aus Pflanzenteilen aus, darunter Efeublätter, Thymiankraut und Pelargoniumwurzel. Ähnliche Empfehlungen finden sich auch in der S3-Leitlinie „Akuter und chronischer Husten“ der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). Erwähnt werden Phytotherapeutika darüber hinaus in der S2k-Leitlinie „Diagnostik und Therapie von erwachsenen Patienten mit Husten“ der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP).
Starke Evidenz für Kalmegh bei Atemwegsinfekten
In einer Metaanalyse von 34 Studien mit insgesamt 7.083 Teilnehmenden wurden verschiedene Phytotherapeutika hinsichtlich ihrer Wirkung auf Husten im Rahmen einer Infektion der oberen Atemwege beleuchtet. Dabei zeigte sich, dass insbesondere Kalmegh (Andrographis paniculata) und Efeu-/Primel-/Thymian-Präparate die Frequenz und Schwere von Hustensymptomen gegenüber Placebo mindern können (starke Evidenz). Die Evidenz für Pelargonium sidoides wurde als moderat eingestuft. Für Echinacea lag eine eingeschränkte Evidenz vor.
Das Autorenteam einer anderen Metaanalyse kam zu dem Schluss, dass Präparate aus Efeublättern bei Husten aufgrund akuter Infektionskrankheiten und Bronchitis bei Erwachsenen und Kindern sicher sind. Allerdings stuften sie die Wirkung als minimal ein und waren sich hinsichtlich der klinischen Bedeutung unsicher.
Ein systematischer Review von sieben randomisiert kontrollierten Studien ergab, dass insbesondere Pelargonium sidoides bei der Behandlung von akuter Rhinosinusitis nützlich sein könnte. Zudem erwiesen sich ein pflanzliches Arzneimittel aus Schlüsselblume, Enzian, Ampfer, Holunder und Eisenkraut sowie ein Spezialdestillat aus Eukalyptus-, Myrten-, Süßorangen- und Zitronenöl gegenüber Placebo als wirksam.
Fünf Arzneipflanzen bei COVID-19 positiv bewertet
Die Wirksamkeit und Sicherheit von Phytopharmaka bei COVID-19 wurde in einer nicht-systematischen Übersichtsarbeit untersucht. Von den 39 pflanzlichen Arzneien erhielten Eibisch, Myrrhe, Süßholz, Efeu und Holunder eine positive Bewertung. Zwölf weitere Phytopharmaka wurden als vielversprechend eingestuft, bei den restlichen blieb das Nutzen-Risiko-Verhältnis unbekannt.
„Die besprochenen traditionell und medikamentös verwendeten Pflanzenextrakte zeichnen sich durch milde Wirkung bei gleichzeitiger Nebenwirkungsarmut und guter Verträglichkeit aus“, so das Fazit von Dr. Koch und Prof. Langhorst. „Bei Atemwegsinfekten helfen sie nicht kausal, sondern lindern die Symptome.“ Weitere qualitativ hochwertige Studien seien jedoch nötig, um die Erkenntnisse zu festigen und das volle Potenzial pflanzlicher Arzneien in Therapie und Prävention zu realisieren.
Quelle: Koch AK, Langhorst J. Z Phytother 2024; 45: 99-103; DOI: 10.1055/a-2237-9109