Herzklappenfehler Wenn die Valva mitralis schwer zu hören ist
Die Auskultation des Herzens spielt auch heute noch eine wesentliche Rolle in der Primärdiagnostik von Herzklappenfehlern. Selbst bei erfahrenen Ärzten liegt die Sensitivität im Vergleich zur Echokardiographie aber nur bei 40–70 %. Die Qualität der Herzgeräusche könnte hierbei eine Rolle spielen, schreiben Nancy Jariwala von der University of Michigan in Ann Arbor in den USA und ihre Kollegen.
Die Trefferquote lag zum Teil bei fifty-fifty
Immer wieder wird beschrieben, dass sich bei einigen Patienten partout keine Herztöne hören lassen. Um dem auf den Grund zu gehen, hat das Forscherteam bei 200 stationären Patienten die Auskultationsergebnisse mit dem Befund der ohnehin anstehenden Echokardiographie verglichen. 74 % der Patienten hatten eine Herzinsuffizienz und 50 % eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung.
Am zweiten Interkostalraum (ICR) parasternal rechts (Aortenklappe) waren die Herztöne bei 15 % der Patienten nicht richtig zu hören, in der Mitrallokalisation (5. ICR links) bei 65 %. Bei Männern waren die Aortengeräusche häufiger nicht zu hören, bei Frauen und Übergewichtigen die Mitralgeräusche. Eine Aortenklappenstenose ließ sich bei allen 17 betroffenen Patienten hören, eine Aortenklappeninsuffizienz konnte bei 5 von 29 Patienten (17 %) auskultatorisch nicht festgestellt werden. Die Mitralstenose wurde nur bei der Hälfte der Patienten durch die Auskultation entdeckt, die Mitralinsuffizienz bei 38 %.
Vor allem die Herztöne in der Mitrallokalisation scheinen somit oft auskultatorisch nicht erfasst zu werden – auch wenn besonders erfahrene Kollegen hier vielleicht etwas bessere Ergebnisse erzielen würden als die Ärzte, die in der Studie teilgenommen haben.
Auskultation wichtig für Arzt-Patienten-Beziehung
Trotzdem ist der Wert der körperlichen Untersuchung mit Auskultation nicht zu unterschätzen – allein wegen der Arzt-Patienten-Beziehung, schreiben die Autoren. Die diagnostische Aussagekraft der einzelnen Untersuchungen und mögliche Limitationen sollten aber weiter überprüft und entsprechend in der Praxis berücksichtigt werden.
Quelle: Jariwala N et al. JAMA Intern Med 2021; DOI: 10.1001/jamainternmed.2021.6594