Emulgatoren Wenn Kekse zum Sargnagel werden

Autor: Sabine Mattes

Ein kritischer Blick auf die Zutatenliste lohnt sich v.a. bei Backwaren, aber auch bei Mayonnaise und Chips. Ein kritischer Blick auf die Zutatenliste lohnt sich v.a. bei Backwaren, aber auch bei Mayonnaise und Chips. © Goran – stock.adobe.com

In verarbeiteten Lebensmitteln wie Keksen oder Mayonnaise sorgen zahlreiche Emulgatoren für ein gefälliges Geschmackserlebnis und lange Haltbarkeit. Doch sind sie mit einem gesteigerten Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen verbunden.

Europäer und Nordamerikaner decken 30–60 % ihres täglichen Kalorienbedarfs über hochprozessierte Lebensmittel. Neben viel Fett und Zucker enthalten diese oft Emulgatoren. Die Zusatzstoffe verbessern unter anderem die Konsistenz und Haltbarkeit von Tiefkühlpizza, Keksen und Eiscreme – ein Plus an Genuss zulasten der Herzgesundheit, wie die Ergebnisse einer prospektiven französischen Studie vermuten lassen.

Die Analyse, die Dr. ­Laury ­Sellem vom nationalen Institut für Gesundheits- und Medizinforschung in Paris und Kollegen durchführten, stützt sich auf Daten der NutriNet-Santé-Studie aus den Jahren 2009 bis 2021. Auswertungsgrundlage bildeten die internetbasierten Ernährungs­tagebücher von mehr als 95.000 Erwachsenen ohne kardiovaskuläre Vorerkrankungen. Über ein mittleres Follow-up von 7,4 Jahren setzten Wissenschaftler den Konsum von 61 Emulgatoren aus acht verschiedenen Gruppen zu registrierten kardiovaskulären Ereignissen ins Verhältnis. Unterschieden wurde zusätzlich zwischen zerebrovaskulären Erkrankungen und koronarer Herzkrankheit (KHK). Das Durchschnittsalter der Teilnehmer betrug 43 Jahre, 79 % waren Frauen. 

Im Untersuchungszeitraum kam es insgesamt zu 1.995 kardio­vaskulären Ereignissen. Eine vermehrte Aufnahme von Zellulose (E460–E468) und Mono- und Diglyceriden von Speisefettsäuren (E471 und E472) stand mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung. Die stärksten Assoziationen in der Gruppe Zellulose zeigten die Zusätze E460 und E466. Sie kommen beispielsweise als Verdickungs- oder Überzugsmittel in industriell hergestellten Kuchen und Keksen oder Kartoffelprodukten zum Einsatz.

Ein höherer Konsum von Zellulose – speziell von E460 und E466 – stand mit einem größeren Risiko für KHK in Zusammenhang. Gleiches galt für Mono- und Diglyceride von Speisefettsäuren, insbesondere für deren Zitronensäureester (E472c). Die Zusatzstoffe E471 und E472 finden sich u.a. in Fetten und Soßen, z.B. Mayonnaise, sowie Keksen und Kuchen. Auch der Stabilisator Natriumphosphat (E339), ebenfalls häufig in fabrikgefertigten Keksen und Kuchen enthalten, ließ auf eine Verbindung zu einem gesteigerten Risiko für KHK schließen. Eine größere Menge an Mono- und Diglyceriden von Speisefettsäuren im Essen wurde auch mit einem erhöhten Risiko für zerebrovaskuläre Krankheiten assoziiert. Dies galt speziell für die Milchsäureester (E472b). 

Auch wenn die Ausprägung der Ergebnisse eher moderater Natur sind, ergibt sich eine entsprechende Relevanz dadurch, dass die Zusatzstoffe in Tausenden täglich konsumierten Produkten verwendet werden, heißt es im Studienfazit.

Quelle: Sellem L et al. BMJ 2023; 382: e076058; DOI: 10.1136/bmj-2023-076058