Fischöl, Birkenzucker, Zitronensaft – Ernährungstipps bei Herz-Kreislauf- und Stoffwechselkrankheiten
Eine vollwertige Ernährung sollte den individuellen Bedarf an Energie und Flüssigkeit abdecken. Dabei gilt es, Fette, Kohlenhydrate und Proteine in ein ausgewogenes Verhältnis zu bringen – ebenso wie Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe. Vollkost stellt daher grundsätzlich die Ernährungsform der Wahl dar. Für Gesunde genauso wie für Patienten ohne Kontraindikation, erklären Professor Dr. Hans Hauner von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Bonn und Kollegen. Als deren gleichwertig betrachten sie eine ausgewogene ovo-lacto-vegetarische und mediterrane Kost. Patienten mit Unverträglichkeiten, Schwangere oder Zugehörige bestimmter Religionsgruppen benötigen gegebenenfalls entsprechende Anpassungen.
Bei Übergewicht und Adipositas steht die Gewichtsreduktion im Vordergrund. Diese erreicht man, indem der Verzehr von Fett und/oder Kohlenhydraten reduziert wird, d.h. von Lebensmitteln mit hoher Energiedichte.
Zucker sollte maximal 10 % der Gesamtenergie ausmachen
Ziel ist ein Defizit von 500–600 kcal pro Tag. Dennoch sollte die Ernährung möglichst vielseitig sein. Von einseitigen Kostformen und Crash-Diäten raten die Kollegen ab, zudem ist stets eine langfristige Gewichtserhaltung anzustreben. Nur in Einzelfällen, wie z.B. vor Operationen, die eine schnelle Gewichtsabnahme erfordern, kommen ggf. Formulaprodukte mit einem Energiegehalt von ≤ 1200 kcal/d zum Einsatz. Dann jedoch zeitlich begrenzt.
Weisen übergewichtige Patienten zusätzlich einen Diabetes auf, steht natürlich zuallererst Abspecken auf dem Plan. Diabetiker, die Insulin benötigen, müssen die Art und Menge der Kohlenhydrate pro Mahlzeit abschätzen, damit sie ihr Insulin entsprechend dosieren können. Kliniken können ihnen dabei unter die Arme greifen, indem sie die jeweiligen Angaben ihren Kostplänen beifügen. Zucker komplett zu verbannen, ist nicht nötig. Allerdings gilt es, den freien Zucker auf maximal 10 % der Gesamtenergiezufuhr zu begrenzen.
Keine oder nur wenige Kalorien enthalten energiehaltige Zuckeraustauschstoffe wie Sorbit, Mannit oder Xylit. Eine weitere Option bieten energiefreie Süßstoffe, etwa Erythrit. 10–20 % der Energiezufuhr gehören den Proteinen. Je nach Nierenfunktion der Patienten muss diese individuell angepasst werden. Als Richtwert nennen die Autoren 0,8 g/kgKG pro Tag. In der Regel reichen drei Mahlzeiten täglich aus, Zwischenmahlzeiten braucht es nicht.
Patienten mit Hypercholesterinämie sollten möglichst wenig langkettige gesättigte Fettsäuren und Transfettsäuren zu sich nehmen (< 7 % und < 1 %) zugunsten von mehrfach ungesättigten (bis zu 10 %) und einfach ungesättigten Fettsäuren. Personen mit erhöhten LDL-Cholesterinwerten profitieren zudem vom vermehrten Verzehr komplexer, ballaststoffreicher Kohlenhydrate. Insbesondere lösliche Ballaststoffe wie Pektine senken die LDL-Cholesterinkonzentrationen. Auch Pflanzensterine, z.B. aus entsprechend angereicherter Margarine, haben ab 2 g/d einen günstigen Einfluss. Im Durchschnitt lässt sich das LDL-Cholesterin über die Ernährung um 5–15 % senken, so die Experten.
Liegt eine endogene Hypertriglyzeridämie vor, empfiehlt es sich, die Zufuhr von Kohlenhydraten auf maximal 50 % der aufgenommenen Gesamtenergie zu beschränken. Ausgeglichen wird dies durch den vermehrten Verzehr ungesättigter Fettsäuren. Freier Zucker sollte höchstens 10 % ausmachen, für die tägliche Ballaststoffzufuhr empfehlen die Experten eine Menge von 30–40 g pro Tag. Eine längerfristige Einnahme von Fischölkapseln unter ärztlicher Aufsicht kann die Diät sinnvoll unterstützen. In puncto Alkohol mahnen die Autoren zu einem strikten Verzicht.
Am besten mittelkettige Triglyzeride zu sich nehmen
Diesen Rat sollten sich auch Patienten mit erhöhten Chylomikronen zu Herzen nehmen. Eine exogene Hypertriglyzeridämie erfordert zudem eine fettarme Ernährung mit weniger als 30 g Fett pro Tag. Am besten greifen Patienten vorwiegend auf mittelkettige Triglyzeride zurück und folgen dem DGE-Rat einer möglichst ballaststoffreichen Kost.
Gicht oder erhöhte Harnsäurewerte verlangen nach einer ovolacto- vegetarischen Ernährung, idealerweise ohne purinreiche Lebensmittel und Alkohol. Betroffene sollten täglich bis zu drei Liter Wasser trinken. Ratsam ist, den pH-Wert des Urins zu erhöhen, z.B. indem auf alkalisierende Getränke wie Zitrusfruchtsaft zurückgegriffen wird. Übergewichtige sollten zudem abnehmen.
Letzteres gilt genauso für Patienten mit Herz-Kreislauf-Krankheiten. Zur Primär- und Sekundärprävention von koronarer Herzkrankheit, ischämischem Schlaganfall oder peripherer arterieller Verschlusskrankheit eignen sich alle Vollkostformen. Am besten jedoch eine mediterrane Ernährung mit wenig rotem Fleisch und hochverarbeiteten Lebensmitteln, betonen Prof. Hauner und seine Kollegen. Wichtig ist, die tägliche Kochsalzzufuhr auf 5 g zu begrenzen und Alkohol zu meiden.
Quelle: Hauner H et al. Aktuel Ernahrungsmed 2019; 44: 384-419; DOI: 10.1055/a-1030-5207