Auch bei OP-Fähigkeit fraglich Whipple bei Hochbetagten?

Viszeralmedizin 2024 Autor: Friederike Klein

Bei einer Whipple-OP werden der Pankreaskopf, der Zwölffingerdarm, ein Teil des Magens, Teile der Gallenwege und die Gallenblase chirurgisch entfernt. Bei einer Whipple-OP werden der Pankreaskopf, der Zwölffingerdarm, ein Teil des Magens, Teile der Gallenwege und die Gallenblase chirurgisch entfernt. © InsideCreativeHouse - stock.adobe.com

Ein erheblicher Teil der chirurgischen Patientinnen und Patienten ist über 65 Jahre alt. Ihr Anteil wird sich durch die demografische Entwicklung weiter erhöhen. Je nach Fitness ist auch im höheren Lebensalter ein komplexer Eingriff wie eine Pankreasresektion nicht völlig ausgeschlossen. Die Folgen müssen aber bedacht werden.  

In erfahrenen Händen ist die Pankreaschirurgie sicherer geworden, betonte PD Dr. Johannes Klose von der chirurgischen Klinik der Universitätsmedizin Halle. In High-Volume-Zentren mit mehr als 16 Resektionen pro Jahr lag die Mortalität in den USA schon vor Jahren bei 3,8 %, während in Häusern mit geringeren Fallzahlen 16,3 % der Operierten verstarben.1 Die Sicherheit der Pankreaschirurgie ist auch für Ältere in großen Zentren besser, meinte Dr. Klose. Für diese Therapie müssen die Patientinnen und Patienten in hohem Lebensalter allerdings schon außergewöhnlich fit sein und wenige Komorbiditäten aufweisen. Evidenz für eine chirurgische Therapie eines Pankreaskarzinoms bei alten Menschen gibt es wenig, da diese Gruppe in Studien unterrepräsentiert ist. Eine Metaanalyse fasste anhand von 26 Studien kürzlich zusammen, wie das OP-Ergebnis bei einer Whipple-OP bei über 80-Jährigen ausfällt.2 Verglichen werden konnten Daten von 2.347 Personen im Alter von über 80 Jahren mit denen von 20.134 Jüngeren. 

Es zeigte sich bei den über 80-Jährigen eine mehr als verdoppelte 30-Tage-Mortalität (5 % vs. 2,3 %) und eine höhere Gesamtmorbidität als bei jüngeren Operierten (52,7 % vs. 38,8 %). Major-Komplikationen (Clavien-Dindo > 3) kamen bei den alten Patientinnen und Patienten nicht häufiger vor als bei den jüngeren Senioren (26,1 % vs. 28,3 %). Ähnlich häufig waren vor allem die pankreasspezifischen Komplikationen. Kardiale und pulmonale Komplikationen waren bei über 80-Jährigen dagegen etwa doppelt so häufig und die Krankenhausaufenthalte deutlich länger als bei unter 80-Jährigen. 

Ob eine Pankreasresektion bei betagten Personen durchgeführt werden soll, ist in hohem Maße eine individuelle Entscheidung. Diese sollte zusammen mit der Patientin bzw. dem Patienten sowie den Angehörigen unter Einbezug aller beteiligten Fachdisziplinen getroffen werden, betonte Dr. Klose. 

Bei Alten gelingt post-OP häufig der Kostaufbau nicht

Wichtig ist ein geriatrisches Assessment. Kommt eine OP infrage, muss die Möglichkeit einer Prähabilitation geprüft werden. Nach einer Metaanalyse reduzieren sich dadurch postoperative Morbidität und pulmonale Komplikationen signifikant.3 Nach einem komplexen abdominellen Eingriff – möglichst mit ERAS-Konzept – sollte sich eine geriatrische Komplexbehandlung anschließen. Auf die Frage, ob er wirklich 90-Jährigen eine Whipple-OP vorschlagen würde, sagte Dr. Klose: „Eher nein.“ Seiner Erfahrung nach gelingt im weiteren Verlauf bei alten Menschen der Kostaufbau oft nicht. Die Folge seien viele erneute Intensivaufenthalte.

Quellen:

1. Birkmeyer JD et al. N Engl J Med 2002; 346: 1128-1137; DOI: 10.1056/NEJMsa012337

2. Philippos J et al. HPB (Oxford) 2024; DOI: 10.1016/j.hpb.2024.08.007

3. Hughes MJ et al. World J Surg 2019; 43: 1661-1668; DOI: 10.1007/s00268-019-04950-y