Chronische Hauterkrankungen Wie kommt es zu dem Verhalten und was lässt sich dagegen tun?

Autor: Dr. Andrea Wülker

Psychosoziale Interventionen können helfen, die Selbststigmatisierung zu verringern, z. B. wenn sie auf Bewältigungsstrategien ausgerichtet sind oder soziale Unterstützung verbessern. Psychosoziale Interventionen können helfen, die Selbststigmatisierung zu verringern, z. B. wenn sie auf Bewältigungsstrategien ausgerichtet sind oder soziale Unterstützung verbessern. © casi – stock.adobe.com

Ob Vitiligo, Psoriasis oder Alopecia areata – viele Menschen mit chronischen Hautkrankheiten fühlen sich durch die deutlich sichtbaren Manifestationen ihrer Erkrankungen stigmatisiert.

Diese Stigmatisierung erfahren sie einerseits im Kontakt mit anderen Menschen (soziale Stigmatisierung), z. B. in Form von Ausgrenzung oder Herabwürdigung. Andererseits übernehmen manche Hautkranke auch die Vorurteile anderer, sodass es zur einer Selbststigmatisierung kommt. Medizinisches Fachpersonal, Pflegekräfte und Betroffene berichten darüber, dass sich diese Selbststigmatisierung auf viele Lebensbereiche negativ auswirken kann, das gilt für Arbeitsplatz und Freizeitaktivitäten, aber auch innerhalb der Partnerschaft.

Welche Korrelate und Mechanismen bei Menschen mit sichtbaren Hauterkrankungen zur Selbststigmatisierung beitragen, untersuchte ein Team um die Gesundheitspsychologin Caroline Stuhlmann vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Die Wissenschaftlerinnen identifizierten insgesamt 27 Studien, an denen Erwachsene mit sichtbaren chronischen Hauterkrankungen (atopische Dermatitis, Psoriasis, Vitiligo, Alopecia areata oder Hidradenitis suppurativa) teilgenommen hatten. In diesen wurden die Selbststigmatisierung der Patientinnen und Patienten sowie psychosoziale Korrelate, Prädiktoren oder Mechanismen der Selbststigmatisierung erfasst. 
Als wichtigste Prädiktoren und Mechanismen einer Selbststigmatisierung ließen sich folgende Faktoren ausmachen:

  • Soziale Stigmatisierung als Zeichen, dass herabwürdigendes Verhalten erlebt wurde.
  • Ängste und psychische Belastungen. Sie sind einerseits eine Ursache für die Selbststigmatisierung, andererseits können sie auch die Konsequenz davon sein.
  • Ungünstige Bewältigungsstrategien (Mangel an Krankheitsakzeptanz) und unzureichender sozialer Rückhalt.

Auch die psychische Gesundheit war in einigen Studien signifikant mit der Selbststigmatisierung assoziiert. So waren z. B. ausgeprägtere depressive Symptome ein Prädiktor für ein ungünstigeres Selbstbild.
Psychosoziale Interventionen können helfen, die Selbststigmatisierung zu verringern, z. B. wenn sie auf Bewältigungsstrategien ausgerichtet sind oder soziale Unterstützung verbessern. Dies könnte zur Steigerung der Lebensqualität von chronisch Hautkranken beitragen.

Quelle: Stuhlmann CFZ et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2024; DOI: 10.1111/jdv.20314