Asthma Kinder und Jugendliche durch Inhalatoren stigmatisiert
Das Akzeptiertwerden im Kreis Gleichaltriger hat für Kinder und Jugendliche große Bedeutung. Ihr Selbstbewusstsein ist noch nicht gefestigt und gerät durch das Gefühl, abgelehnt zu werden, leicht ins Wanken. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund stellt eine chronische Erkrankung eine starke Belastung dar – besonders dann, wenn andere sie sehen können.
Die Inhalation von Medikamenten ist eine sichtbare Begleiterscheinung, die Kinder und Jugendliche mit chronischen Atemwegserkrankungen wie Asthma zu Außenseitern machen kann. Dabei reicht allein das Gefühl schon aus, anders und deshalb nicht akzeptiert zu sein, schreiben Dr. Sonal Kansra von der Paediatric Respiratory Medicine am Sheffield Children’s Hospital und Kollegen. Akzentuiert wird das Problem, wenn die kranken Kinder/Jugendlichen von Mitgliedern der Peergroup tatsächlich gehänselt oder sogar gemobbt werden.
Es drohen Rückzugsverhalten und Isolation
Die Recherche der Forscher weist darauf hin, dass das Stigmaerleben durch „öffentlichen“ Medikamentengebrauch ein relevantes, bislang zu wenig beachtetes Phänomen darstellt. Kinder und Jugendliche mit chronischen Atemwegserkrankungen zeigen sich besonders anfällig. Das Gefühl, anders zu sein, schränkt ihr Wohlbefinden ein und kann die psychische Entwicklung langfristig beeinträchtigen. Die möglichen Folgen: Rückzugsverhalten und Isolation.
Darüber hinaus kann das Außenseitergefühl dazu führen, dass Kinder und Jugendliche die verordneten Medikamente weniger konsequent anwenden oder sie sogar ganz absetzen. Das Selbstmanagement ist aber bei chronischen Atemwegserkrankungen eine Voraussetzung für den Therapieerfolg und die Motivation von Kindern und Jugendlichen, ihre Medikamente konsequent anzuwenden – eine ohnehin große Herausforderung.
Da wirkt ein Stigmaerleben, das aus der Krankheit und den Therapieerfordernissen erwächst, in höchstem Maße kontraproduktiv. Resultierende Adhärenzprobleme können leicht in einen Teufelskreis münden: Die Asthmakontrolle verschlechtert sich, die Symptome nehmen zu und die Chancen der Kinder/Jugendlichen, ein weitgehend normales Leben zu führen und mit anderen „mithalten“ zu können, verringern sich. In der Folge kann es passieren, dass sie erst recht ins Abseits geraten.
Vor diesem Hintergrund fordert die britische Arbeitsgruppe, das Phänomen der krankheits- bzw. therapiebedingten Stigmatisierung stärker in den Fokus zu rücken. Ärzte sollten diesen psychologischen Aspekt bei der Betreuung Kinder und Jugendlicher mit chronischen Atemwegserkrankungen im Blick haben und eventuell offen ansprechen. Gibt es Hinweise darauf, dass sich die jungen Patienten stigmatisiert fühlen, gilt es, ihr Selbstvertrauen zu stärken und einen selbstbewussten Umgang mit der Krankheit zu fördern.
Quelle: Kansra S et al. Breathe 2021; 17: 210002; DOI: 10.1183/20734735.0002-2021