Ideen für nachhaltigere Insulintherapien Wie sich der durch die Diabetesbehandlung entstehende Müll reduzieren lässt

Autor: Dr. Andrea Wülker

Obwohl eine Insulinpen-Therapie mehrere Nadeln pro Tag verbraucht, machen diese nur einen kleinen Teil des Mülls aus. Obwohl eine Insulinpen-Therapie mehrere Nadeln pro Tag verbraucht, machen diese nur einen kleinen Teil des Mülls aus. © Cpro – stock.adobe.com

Mehr als 500 Millionen Menschen leben derzeit mit Diabetes, und viele von ihnen benötigen eine Insulintherapie. Die meisten der dafür eingesetzten Produkte sind Einwegartikel wie Teststreifen, Lanzetten, Kanülen, Glukosesensoren und Pens. Umweltfreundlich ist das nicht. Es gibt aber Wege, den Müll zu verringern.

Insulintherapie und Blutzuckermonitoring generieren eine große Menge an Plastikmüll, wobei der größte Teil auf die Verpackung zurückgeht. Nur ein Teil des allgemeinen Kunststoffmülls wird recycelt, und vieles davon bleibt als potenziell schädliches Mikroplastik in der Umwelt, schreibt das Team um Prof. Dr. Tahseen Chowdhury vom Royal London Hospital, London.

Medizinische Fachkräfte können mit einem nachhaltigen Diabetesmanagement dazu beitragen, dass der durch Insulintherapien verursachte Plastikmüll möglichst gering ausfällt. Wie das konkret aussehen könnte, dazu unterbreiten die britischen Kolleginnen und Kollegen eine Reihe von Vorschlägen:

  • Überprüfen Sie den Einsatz von Insulin bei Ihren Patientinnen und Patienten (Dosierung, Zeitpunkt der Verabreichung, Therapieadhärenz etc.). Reduzieren Sie die Dosis bei einer Übertherapie, setzen Sie die Medikation ab, wenn sie ineffektiv ist.
  • Bei Menschen mit geringem Hypoglykämierisiko ist ein routinemäßiges Selbstmonitoring der Blutglukosewerte nicht unbedingt erforderlich.
  • Motivieren Sie Menschen mit Diabetes zu Lebensstilinterventionen wie körperliche Aktivität und eine geeignete Ernährungsweise. Einige profitieren von einer strukturierten Patientenedukation. Bei manchen Personen mit Typ-2-Diabetes kann eine starke Kalorienrestriktion zu einer Remission führen, sodass Insulin nicht erforderlich ist.
  • Wenn bei einer nicht mit Insulin behandelten Person mit Typ-2-Diabetes das HbA1c-Ziel unter der bisherigen Behandlung nicht erreicht wird, hinterfragen Sie: Ist die nicht-medikamentöse Therapie optimal? Wird sie regelmäßig und zuverlässig angewendet? Wenn es klinisch angezeigt ist, können Sie zur besseren Blutzuckerkontrolle eine Zusatztherapie, z. B. einen SGLT2-Inhibitor, verordnen, der auch das kardiovaskuläre und renale Risiko senkt.
  • Falls Insulin für die betreffende Person die beste Option ist, können Sie die Benutzung von wiederverwendbaren bzw. wiederbefüllbaren Insulinpens vorschlagen. Wiederbefüllbare Pens erfordern allerdings eine gewisse manuelle Geschicklichkeit und eine adäquate Patientenschulung.

Wiederverwendbare Pens können bis zu drei Jahre lang eingesetzt werden. Das reduziert nicht nur den durch die Diabetestherapie verursachten Plastikmüll um 84 –95% (im Vergleich zu Einwegpens), sondern auch den CO2-Fußabdruck und die Kosten. In Großbritannien gibt es zudem ein Recyclingprogramm für Einwegpens.

Quelle: Chowdhury TA et al. BMJ 2024; 387: e079425; doi: 10.1136/bmj-2024-079425