
Herzrisiko neu gedacht Zehn-Jahres-Werte verharmlosen die Gefahr

Die Primärprävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen basiert für gewöhnlich auf dem geschätzten Zehn-Jahres-Risiko für schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse (major adverse cardiovascular events, MACE). Allerdings dürfte eine langfristigere Betrachtung eine fundiertere Prävention ermöglichen, meint eine Gruppe um Tinka van Trier von der Universitätsklinik Amsterdam. In einer Studie hatte das Team ermittelt, inwieweit die beobachtete Zehn-Jahres-Inzidenz die Zwanzig-Jahres-Inzidenz widerspiegelt und inwiefern MACE das gesamte kardiovaskuläre Risiko abbilden.
Anhand von Daten der EPIC-Norfolk-Kohorte wurden Personen im Alter zwischen 40 und 79 Jahren ohne Herz-Kreislauf-Erkrankung oder Diabetes über einen Zeitraum von zehn bzw. zwanzig Jahren beobachtet. Verglichen wurden folgende Ereignisse: erstmaliges Auftreten von MACE sowie alle Herz-Kreislauf-Ereignisse, die zur Klinikeinweisung führten.
Bei jüngeren Frauen ist die Diskrepanz enorm
Von den 22.569 Männern und Frauen, deren Daten ausgewertet wurden, betrug die Inzidenz für MACE nach zehn Jahren 5,3 %, nach zwanzig Jahren lag sie bei 15,5 %. Das Verhältnis der Zwanzig- zu Zehn-Jahres-Raten reichte von 2,2 für ältere Männer bis 4,5 für jüngere Frauen.
Die Inzidenz für Herz-Kreislauf-Ereignisse insgesamt stieg von 10,5 % nach zehn auf 26,9 % nach zwanzig Jahren. Besonders auffällig war, dass das Zehn-Jahres-Risiko für MACE das Zwanzig-Jahres-Risiko für Herz-Kreislauf-Ereignisse deutlich unterschätzte – mit Faktoren zwischen 3 (ältere Männer) und 10 (jüngere Frauen).
Quelle: Van Trier TJ et al. Open Heart 2025; 12: e002981; doi: 10.1136/openhrt-2024-002981