Oberschenkelverletzungen Zu viel Stress für die Hamstrings
Die ischiokrurale Muskulatur ist eine Schwachstelle in der Anatomie von Profifußballern. Insbesondere bei Sprints besteht ein hohes Verletzungsrisiko. Seit Anfang der 2000er-Jahre hat sich der Anteil der Hamstringrupturen an den Sportverletzungen insgesamt verdoppelt, berichten Prof. Dr. Jan Ekstrand von der Universität Linköping und Kollegen. Sie werteten im Rahmen einer von der UEFA ins Leben gerufenen Studie Verletzungsdokumentationen von 54 europäischen Männer-Profivereinen aus.
Zwischen der Saison 2001/02 und der Saison 2021/22 blieb die Verletzungsrate der Fußballspieler zwar insgesamt konstant, allerdings stieg der Anteil der Hamstringschäden von 12 % auf 24 %, so die Forscher. Zudem verdoppelte sich im Verlauf der Anteil der Fehlzeiten aufgrund von Schäden der ischiokruralen Muskeln von 10 % auf 20 %. Bei fast jedem Fünften handelte es sich um Rezidive, die mehrheitlich innerhalb von zwei Monaten nach der Primärverletzung auftraten.
Einen besonders starken Anstieg der Zahlen beobachtete das Team in den vergangenen acht Spielsaisons – sowohl im Training als auch in den Spielen. Über die Gründe lässt sich nur spekulieren: Das erhöhte Verletzungsrisiko könnte mit der im Zeitverlauf deutlich gestiegenen sportlichen Belastung zusammenhängen. Zudem haben die Spieler angesichts eines vollen Terminkalenders kaum noch Zeit sich körperlich zu erholen: Die international konkurrierenden Mannschaften verbringen mittlerweile auch außerhalb der Spielsaison viel Zeit mit Reisen, sodass die Vorbereitungszeit auf die neue Saison knapp wird – ein Problem, das offenbar die ischiokrurale Muskulatur zu spüren bekommt, da mehr vorbereitende Trainingseinheiten das Verletzungsrisiko senken können.
Quelle: Ekstrand J et al. Br J Sports Med 2022; DOI: 10.1136/bjsports-2021-105407