Optimale Zahnreinigung Zweimal täglich fegen statt rütteln
Karies, Gingivitis und Parodontitis können nicht ohne bakteriellen Biofilm entstehen. Aber eine vollständige Entfernung von Plaque ist mit einer mechanischen Reinigung nicht möglich. Um Karies zu vermeiden, müssen deshalb die Zähne zweimal täglich mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta geputzt werden, schreiben Prof. Dr. Stefan Zimmer und Prof. Dr. Mozhgan Bizhang von der Universität Witten/Herdecke.
Die Borsten sollten aus Nylon oder Plastik bestehen. Natürliches Material lehnen die Autoren aus hygienischen Gründen ab (bakterielle Besiedlung). Für eine gute Säuberung eignet sich ein Borstenfeld, das sich der Form der Zähne und des Zahnbogens anpasst. Das ist z.B. der Fall, wenn die äußeren Borsten länger sind als die inneren. Mit einem weniger dicht gepackten Borstenfeld lassen sich zudem schwierige Nischen wie Zahnzwischenräume und Zahnfleischsulki besser erreichen. Das gilt auch für Zahnbürsten mit kürzeren und darüber hinausragenden weniger dichten, längeren und dünneren Borsten. Gegen Putzschäden durch intensive Mundhygiene werden zunehmend weiche Bürsten empfohlen. Wie die Autoren in einer eigenen Studie nachweisen konnten, verursachen harte Borsten zwar tatsächlich vermehrt Zahnfleischverletzungen, putzen aber auch besser. Die weiche Variante führt dagegen zu einer vermehrten Abtragung der Zahnhartsubstanz. Denn die Borstenenden biegen sich um, sodass sich der Kontakt zwischen der abrasiven Reinigungspaste und dem Zahn verstärkt.
Bürstenhärte auf Abrasivität der Zahnpasta anpassen
Die Härte der Zahnbürste muss deshalb individuell ausgesucht werden. Für Patienten mit schlechter Mundhygiene, aber ohne Putzschäden an der Schleimhaut, empfehlen die Zahnärzte aus Witten eine harte Bürste. Personen mit guter Mundhygiene und gingivalen Reinigungsdefekten sollten weiche Borsten verwenden. Als Kompromiss kann bei anderen Konstellationen eine mittelharte Variante genutzt werden. Falls bereits Läsionen an der Hartsubstanz vorliegen, ist eine weniger abrasive Zahnpasta vorteilhaft, am besten kombiniert mit einer harten Bürste, sofern die Gingiva noch gesund ist.
Häufig werden Zahnbürsten mit kurzem Kopf empfohlen, was aufgrund der schwer erreichbaren Plaquenischen sinnvoll erscheint. Aber größere Bürsten reinigen in derselben Zeit größere Fläche, was in der morgendliche Eile vorteilhaft sein dürfte. Im direkten Vergleich haben die Autoren herausgefunden, dass die große Variante tendenziell gründlicher reinigt und eine bereits vorhandene Gingivitis wirksamer reduziert. Deshalb präferieren sie einen etwas größeren Kopftyp.
Als Putztechnik empfehlen immer noch viele Dentalmediziner die Bass-Methode. Dabei wird der Belag an den Zähnen und in den Zwischenräumen durch rüttelnde Bewegungen mit der Bürste gelöst und (bei der modifizierten Variante) auch ausgefegt. Doch das Beharren auf diesem effektiven, aber komplizierten Verfahren ist wissenschaftlich nicht haltbar, kritisieren die Verfasser. Ihrer Meinung nach sollte die Reinigung möglichst einfach und schonend sein. Für geeignet halten sie z.B. die Stillman-Technik: Mit einer Drehbewegung wird vom Zahnfleisch zum Zahn gefegt, erst außen, dann innen. Auch die Kauflächen sind von außen nach innen zu säubern. Auf gar keinen Fall sollten die Zähne horizontal geschrubbt werden.
Außerdem ist nach neueren Erkenntnissen die Systematik wichtiger als die Putztechnik. Einer Studie zufolge wird die Innenseite der Zähne trotz angemessener Putzdauer nur wenige Sekunden gesäubert. Es ist also unbedingt darauf zu achten, alle Abschnitte gleichlang zu reinigen und keinen Zahn zu vergessen.
Wichtig ist zudem der passende Andruck. Dieser sollte ein Newton (1 N) nicht überschreiten, was einem Gewicht von etwa 100 g entspricht. Das lässt sich mit einer Küchenwaage üben. Zunächst wird die Bürste mit geschlossenen Augen so fest wie beim Zähneputzen auf die Waage gedrückt. Anschließend wird die angewendete Kraft überprüft, eventuell muss mit wiederholtem Aufdrücken eruiert werden, wie sich 100 g anfühlen.
Reinigungsdauer bei Elektrobürsten überschätzt
Klinische Ergebnisse zeigen für Hand- und Elektrobürsten, dass längeres Putzen mit einer effektiveren Entfernung der Plaques korreliert. Allerdings wird die Reinigungsdauer zumeist überschätzt. Bei Zahnmedizinstudenten wurde eine Dauer von fünf Minuten als ideal ermittelt, allerdings mit einer großen individuellen Streuung. Die Autoren empfehlen deshalb, dass jeder die für ihn optimale Zeitspanne selbst bestimmt. Dafür kann die Plaque mit einem handelsüblichen Mittel angefärbt werden. Die für eine möglichst vollständige Entfernung des Biofilms benötigte Zeit wird gestoppt. Zur Bestätigung werden die Zähne anschließend nochmals gefärbt.
Quelle: Zimmer S, Bizhang M. Ernährungs Umschau 2023; 70: M170-176