Unerkannt chronisch nierenkrank BDI fordert Schließung der Versorgungslücke

Gesundheitspolitik Autor: Maximilian Rossol

Knapp 68 % der diagnostizierten Nierenkranken leiden zusätzlich an mindestens drei weiteren chronischen Erkrankungen. Knapp 68 % der diagnostizierten Nierenkranken leiden zusätzlich an mindestens drei weiteren chronischen Erkrankungen. © Tom – stock.adobe.com

In Deutschland leiden etwa 8 bis 10 Millionen Menschen an einer chronischen Nierenerkrankung (CKD). Doch nur knapp jeder zehnte Betroffene weiß um seine Erkrankung.

Eine Analyse des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein und des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung deckte ein erhebliches Defizit in der Diagnostik, Prävention und Behandlung von CKD auf.

Betrachtet wurden die Abrechnungsdaten von knapp 74 Millionen gesetzlich Versicherten aus dem Jahr 2022. Bei 1,9 % der Bevölkerung war eine mittlere bis fortgeschrittene CKD diagnostiziert worden. Fast ein Drittel der Patientinnen und Patienten im fortgeschrittenen Stadium 4 der Erkrankung wurde 2022 nicht durch eine nephrologische Praxis betreut. Knapp 68 % der diagnostizierten Nierenkranken leiden zusätzlich an mindestens drei weiteren chronischen Erkrankungen. 

Häufig fehlt es an den notwendigen Labortests

Der Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten (BDI) beklagt Kapazitäts- und Vergütungsdefizite. BDI-Vizepräsident und Studienleiter PD Dr. Kevin Schulte moniert, dass bei einem Großteil der Patientinnen und Patienten mit CKD eine Diagnose fehle – die Behandlungsaussichten seien dementsprechend mau. Zudem mangele es an notwendigen Labortests und einer adäquaten fachärztlichen Versorgung. Die Studie zeige auch, dass besonders Frauen und Ältere von Unterversorgung und fehlender Labordiagnostik betroffen seien, so Dr. Schulte.

Der BDI fordert, die basisdiagnostische Untersuchung auf Albuminurie für Hausärztinnen und -ärzte entbudgetiert zu bezahlen und die Vergütung für die fachärztliche Präventionsleistung zu verbessern. Die Unterversorgung liege aber auch an der oft schlichtweg fehlenden Überweisung an eine nephrologische Praxis. 

Der BDI fordert deshalb eine bessere Steuerung zwischen haus- und fachärztlichen Praxen. Nur durch eine digitale Risikoabschätzung und klare Überweisungsstrukturen könne eine umfassende Versorgung gewährleistet werden. Auch müssten die vorhandenen Versorgungskapazitäten künftig stärker beim Verfassen von Leitlinien berücksichtigt werden.

Quelle: Pressemitteilung – Bund Deutscher Internistinnen und Internisten