Humaninsulin Dänischer Hersteller zieht mit Einstellung seiner frühen Insuline nach

Gesundheitspolitik Autor: Angela Monecke

Es gibt deutliche Rückgänge bei den Verordnungszahlen verschiedener Insuline in Deutschland. Es gibt deutliche Rückgänge bei den Verordnungszahlen verschiedener Insuline in Deutschland. © Thaut Images – stock.adobe.com

Nach dem Insulinhersteller Sanofi nimmt nun auch Novo Nordisk seine Humaninsuline vom Markt. Fachleute befürchten hier einen Trend in der Versorgung: weg vom Diabetes, hin zur medikamentösen Adipositas-Behandlung.

Seit über 100 Jahren entwickelt das dänische Unternehmen Novo Nordisk Insuline und Diabetestherapien. Gegenwärtig bringen ihm jedoch die margenstarken Abnehmmittel Ozempic® und Wegovy® Milliardengewinne ein.

Mit der Anpassung seines Insulinangebots in Deutschland will das Unternehmen die globale Produktion nun besser steuern – für neue Insulintherapien, die weltweit verfügbar sein sollen. Das gab es im September bekannt. In vielen Ländern in Afrika und Südostasien werde man das Humaninsulin jedoch weiterhin anbieten, mittelfristig aber nur noch in Fläschchen, hieß es. Diese frühen Insuline kommen vor allem bei Menschen mit Typ-2-Diabetes zum Einsatz. Patientinnen und Patienten mit Typ-1-Diabetes nutzen eher Insulinanaloga, die auch weiter in Pens verfügbar sein werden. 

Folgende Insuline laufen hierzulande bis 2026 stufenweise aus: die frühen Basalinsuline (Levemir®, Protaphane®) ab dem zweiten Quartal 2025 bis zum Jahresende und humane kurz wirksame sowie Mischinsuline (Actrapid® und Actraphane®) ab dem ersten Quartal 2026 bis Ende Dezember. Ab 2026 wird auch die Injektionslösung Fiasp® PumpCart® Schritt für Schritt vom Markt genommen, NovoRapid® PumpCart® bleibt hingegen im Bestand. 

„Die Verordnungen unserer frühen Insuline sind 2024 in Deutschland auf einem Rekordtief. Levemir® liegt bei 3 %, unsere Humaninsuline bei unter 7 % der verordneten Diabetesinjektionstherapien“, so das Unternehmen auf Anfrage. Ärztinnen und Ärzte hätten sich „zunehmend abgewandt von den frühen Insulinen – mit 47 % (Levemir®) und 72 % (Humaninsuline) Verordnungsrückgang über zehn Jahre.“

Über die Marktrücknahmen bei den Insulinen beunruhigt zeigt sich die WHO: „Wir sind besorgt darüber, wie sich dieser Trend auf die zukünftige Produktion von Insulin auswirken könnte.“ 

Adipositas: Riesenmarkt mit großen Wachstumschancen 

Prof. Dr. Andreas Fritsche, Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft, bereitet vor allem Sorge, dass sowohl die Pharmaindustrie als auch die Politik zunehmend auf die medikamentöse Behandlung der Adipositas setzen. Inzwischen gebe es hierfür „einen Riesenmarkt mit großen Wachstumschancen und neuen Medikamenten, wie die GLP1-Analoga und die dualen Agonisten“. Verhältnisprävention spiele da keine Rolle mehr, kritisiert er. Diabetes sei jedoch „eine komplexe Erkrankung“ und ein Insulinmangel bzw. -defizit besonders bei Menschen mit Typ-1-, aber auch mit Typ-2-Diabetes ein großes Problem, so der DDG-Präsident. Rechtzeitig auf alternative Insuline umgestellt werden müssen nun alle Personen, die von der Rücknahme betroffen sind.

Neben Novo Nordisk hat auch das französische Unternehmen Sanofi die Einstellung seiner Humaninsuline in Deutschland bekannt gegeben, dies bereits im Mai 2023. Damit bleibt nur noch der US-Konzern Eli Lilly, der diese Insuline künftig hierzulande anbietet.

Quelle: bfarm.de