Desinfektion: ein Spender in jedem Sprechzimmer!
„80 % aller Krankenhausinfektionen werden über Hände übertragen“, erklärt die Vorsitzende des APS, Hedwig François-Kettner. Sie ist deshalb froh, dass sich inzwischen jedes zweite Krankenhaus an der „Aktion Saubere Hände“ (ASH) beteiligt.
Am besten sei die Compliance auf Stationen, auf denen Kinder betreut würden. Ärzte lägen „im Schnitt unter dem Pflegepersonal, was die Ausübung der Händedesinfektion“ betreffe. Als Schwachstelle zeige sich die Desinfektion der Hände nach dem Patientenkontakt. „Das Risikobewusstsein muss neben dem Selbstschutz noch mehr auf den Schutz des Patienten ausgerichtet werden“, schlussfolgert die APS-Vorsitzende.
Umsetzung am Verbrauch der Desinfektionsmittel ablesen
Nach Angaben von Professor Dr. Petra Gastmeier, Direktorin des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin, hilft das Aktionsbündnis 1840 Gesundheitseinrichtungen bei der Vorbereitung, Durchführung und Evaluation von Hygienemaßnahmen. Dazu gehören neben der Schulung von Ärzten und Pflegepersonal ein organisierter Erfahrungsaustausch sowie Poster und Flyer als Informationsmaterialien.
Die „Aktion Saubere Hände“ wurde Anfang 2008 vom Nationalen Referenzzentrum (NRZ) für die Surveillance von nosokomialen Infektionen ins Leben gerufen.
Definiert ist eine Mindestausstattung mit Desinfektionsmittel-Spendern. So soll auf Intensiv- und Dialysestationen ein Spender pro Patientenbett vorhanden sein, auf anderen Stationen ein Spender pro zwei Betten. In ambulanten Praxen ist ein Spender pro Sprech- bzw. Behandlungszimmer sowie pro Dialysebett vorgesehen.
Ob die Händedesinfektion auch tatsächlich erfolgt, wird u.a. anhand des Verbrauchs an Desinfektionsmittel gemessen. Die Daten werden von den Einrichtungen (zum Teil per WLAN) an das NRZ gemeldet. Laut Prof. Gastmeier ist der Gesamtverbrauch an Händedesinfektionsmittel seit 2008 um 81 % gestiegen: „Dies ist ein sehr positiver Trend, den es weiter zu steigern gilt.“ Es beteiligen sich an der Aktion vor allem Krankenhäuser, aber auch Rettungsdienste und Pflegeeinrichtungen. Niedergelassene Ärzte sind in den Listen von www.aktion-sauberehaende.de nur wenige zu finden. Die Professorin hofft, dass sich künftig mehr Praxen an der Aktion beteiligen; bisher sind es weniger als 5 %.
Ein Drittel der Infektionen wäre wohl vermeidbar
Nach Angaben des Aktionsbündnisses erleiden jedes Jahr bei 18 Mio. Klinikaufenthalten etwa 400 000 bis 600 000 Menschen nosokominale Infektionen. Bis zu 15 000 Menschen versterben daran. Experten halten jedoch ein Drittel der Infektionen bei ausreichender Krankenhaushygiene für vermeidbar.
Die „Infektion Prävention Initiative“ des Vereins hat dazu Handlungsfelder definiert. Neben dem Einsatz qualifizierten Fachpersonals gehört dazu auch der sinnvolle Einsatz von Antibiotikatherapien.
Professor Dr. Martin Mielke vom Robert Koch-Institut meint, dass in den Kliniken 1000 Infektiologen fehlen. Förderprogramme sollten darauf ausgerichtet werden. Er rät auch, die zur Erfassung nosokominaler Infektionen wesentlichen Informationen an exponierter Stelle in der Patientenakte zu vermerken. Konkret nennt er Hinweise zu Diagnosen, Operationen, Antibiotikagaben, mikrobiologischen Befunden, lokalen Entzündungszeichen, Durchfall, Erbrechen, Fieber.