Honorarjahresbericht der KBV Es darf noch ein bisschen mehr sein
Der durchschnittliche Honorarumsatz je Arzt (und Psychotherapeut – Anm. d. Red.) ist im Jahr 2022 gegenüber 2021 um 501 Euro auf 242.670 Euro gestiegen. Dies entspricht einer Steigerung um 0,2 %.“ Das scheibt die KBV in ihrem Honorarbericht 4/22, der auch die Jahresstatistik enthält. Plus 0,2 % klingt mickrig. Aber das sind ja nicht alle Einnahmen.
Im hausärztlichen Versorgungsbereich hat der durchschnittliche GKV-Honorarumsatz je Arzt gegenüber 2021 um 4.777 Euro bzw. 1,9 % auf 250.144 Euro zulegt. Im fachärztlichen Bereich sank er um 1.856 Euro auf 238.783 Euro.
Ein Effekt, der hier hineinspielt, ist: Während die Zahl der Hausärzte (62.095 Köpfe) im vierten Quartal 2022 gegenüber dem Vorjahresquartal bei leicht sinkender Fallzahl (-1,1 %) stagnierte, wuchs die Anzahl der fachärztlichen Kolleginnen und Kollegen um 1,7 % und deren Behandlungsfallzahl sank um 4,1 %.
Honorarumsatz von Allgemeinärzten/Hausärztlichen Internisten 2021 und 2022 | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|
KV | Je Arzt in Euro | Veränderung | Je Behandlungsfall in Euro | Veränderung | ||
2021 | 2022 | 2021 | 2022 | |||
Bund | 243.947 | 247.818 | 1,6% | 70,39 | 69,17 | -1,7% |
Baden-Württemberg | 195.436 | 202.146 | 3,4% | 72,02 | 72,54 | 0,7% |
Bayern | 241.294 | 242.445 | 0,5% | 75,04 | 72,77x | 7-3,0% |
Berlin | 211.085 | 212.901 | 0,9% | 65,76 | 64,54 | -1,9% |
Brandenburg | 273.373 | 287.136 | 5,0% | 71,42 | 72,13 | 1,0% |
Bremen | 230.636 | 240.019 | 4,1% | 60,77 | 60,86 | 0,1% |
Hamburg | 212.374 | 211.673 | -0,3% | 64,35 | 62,31 | -3,2% |
Hessen | 241.581 | 240.727 | -0,4% | 66,68 | 62,85 | -5,7% |
Mecklenburg-Vorp. | 277.464 | 280.781 | 1,2% | 70,87 | 69,75 | 1,6% |
Niedersachsen | 288.346 | 285.937 | -0,8% | 73,69 | 70,60 | -4,2% |
Nordrhein | 233.316 | 240.496 | 3,1% | 68,51 | 69,40 | 1,3% |
Rheinland-Pfalz | 261.417 | 265.554 | 1,6% | 73,22 | 71,85 | -1,9% |
Saarland | 251.940 | 256.412 | 1,8% | 67,90 | 67,88 | 0,0% |
Sachsen | 255.524 | 260.751 | 2,0% | 67,74 | 65,96 | -2,6% |
Sachsen-Anhalt | 303.125 | 311.220 | 2,7% | 72,26 | 72,08 | -0,2% |
Schleswig-Holstein | 239.519 | 242.049 | 1,1% | 72,00 | 69,24 | -3,8% |
Thüringen | 280.968 | 290.644 | 3,4% | 71,54 | 72,06 | 0,7% |
Westfalen-Lippe | 247.909 | 253.605 | 2,3% | 65,35 | 65,11 | -0,4% |
Quelle: KBV Honorarbericht 4/2022 |
Praxisergebnis hängt auch von HzV und PKV-Anteil ab
Die im Honorarbericht der KBV ausgewiesenen Zahlen bilden allerdings nur einen Teil der Praxiseinnahmen ab. So fehlen die Umsätze aus der Coronavirus-Testverordnung und den Schutzimpfungen gegen SARS-CoV-2.
Ferner spielen die Selektivverträge – insbesondere für die Hausärzte in Süddeutschland – eine große Rolle. 2022 wurde die Gesamtvergütung von 44,2 Mrd. Euro bereinigt um 1,3 Mrd. Euro für Leistungen in Selektivverträgen und in der ambulanten spezialfachärztlichen Versorgung.
Zudem bleiben die Honorarumsätze mit Privatversicherten und Selbstzahlern (IGeL) bei der vertragsärztlichen Betrachtung außen vor. Der Anteil dieser Klientel ist in Ostdeutschland kleiner als im Westen, was die GKV-Umsatz-Spitzenposition der Hausärzte in Sachsen-Anhalt und Thüringen relativiert.
Der PKV-Verband beziffert allein den „Mehrumsatz“ mit Privatversicherten je Arztpraxis im Jahr 2022 mit 63.121 Euro (verglichen mit einer hypothetischen Abrechnung unter GKV-Bedingungen). Die Privatversicherten tragen demnach 20,4 % zur Finanzierung der ambulant-ärztlichen Versorgung bei, obwohl ihr Bevölkerungsanteil nur 10,3 % beträgt.
Umsatzverteilung und Überschuss nach Kosten
In der Betrachtung des 4. Quartals 2022 weist die KBV auch die Umsatzklassenverteilung der jeweiligen Arztgruppe aus. Bei den Allgemeinmedizinern und hausärztlichen Internisten liegt der Median des Quartalsumsatzes bei 59.674 Euro (siehe Grafik). Das heißt: Eine Hälfte der Fachgruppe verdiente maximal so viel, die andere Hälfte auch darüber hinaus. Unter Ansatz des arithmetischen Mittels von 62.654 Euro Honorar in 4/22 errechnete die KBV mithilfe des Kostensatzes aus dem Zi-Praxis-Panel einen Quartalsüberschuss pro Allgemeinmediziner bzw. Hausarztinternisten von 31.825 Euro. Das kommt einem Bruttomonatsgehalt von rd. 10.000 Euro nahe.
Medical-Tribune-Bericht