Honorarjahresbericht der KBV Es darf noch ein bisschen mehr sein

Gesundheitspolitik Autor: Michael Reischmann

Der Honorarjahresbericht für 2022 wurde veröffentlicht. Der Honorarjahresbericht für 2022 wurde veröffentlicht. © gopixa – stock.adobe.com

Schätzfrage: Wie viel Umsatz macht ein Allgemeinmediziner eigentlich im Schnitt mit gesetzlich Versicherten? Antwort: Im Jahr 250.000 Euro, pro Fall 70 Euro. Und wo werden die höchsten Umsätze erzielt? In Sachsen-Anhalt, verrät die KBV-Statistik.

Der durchschnittliche Honorarumsatz je Arzt (und Psychotherapeut – Anm. d. Red.) ist im Jahr 2022 gegenüber 2021 um 501 Euro auf 242.670 Euro gestiegen. Dies entspricht einer Steigerung um 0,2 %.“ Das scheibt die KBV in ihrem Honorarbericht 4/22, der auch die Jahresstatistik enthält. Plus 0,2 % klingt mickrig. Aber das sind ja nicht alle Einnahmen. 

Im hausärztlichen Versorgungsbereich hat der durchschnittliche GKV-Honorarumsatz je Arzt gegenüber 2021 um 4.777 Euro bzw. 1,9 % auf 250.144 Euro zulegt. Im fachärztlichen Bereich sank er um 1.856 Euro auf 238.783 Euro. 

Ein Effekt, der hier hineinspielt, ist: Während die Zahl der Hausärzte (62.095 Köpfe) im vierten Quartal 2022 gegenüber dem Vorjahresquartal bei leicht sinkender Fallzahl (-1,1 %) stagnierte, wuchs die Anzahl der fachärztlichen Kolleginnen und Kollegen um 1,7 % und deren Behandlungsfallzahl sank um 4,1 %.

Honorarumsatz von Allgemeinärzten/Hausärztlichen Internisten 2021 und 2022

KV

Je Arzt in Euro

Veränderung

Je Behandlungsfall in Euro

Veränderung

2021

2022

2021

2022

Bund 

243.947

247.818

1,6% 

70,39

69,17

-1,7%

Baden-Württemberg

195.436

202.146

3,4% 

72,02

72,54

0,7%

Bayern

241.294

242.445

0,5%

75,04

72,77x

7-3,0%

Berlin

211.085

212.901

0,9%

65,76

64,54

-1,9%

Brandenburg

273.373

287.136

5,0%

71,42

72,13

1,0%

Bremen

230.636

240.019

4,1% 

60,77

60,86

0,1%

Hamburg 

212.374

211.673

-0,3%

64,35

62,31

-3,2%

Hessen 

241.581

240.727

-0,4%

66,68

62,85

-5,7%

Mecklenburg-Vorp.

277.464 

280.781

1,2%

70,87

69,75

1,6%

Niedersachsen 

288.346

285.937

-0,8%

73,69

70,60 

-4,2%

Nordrhein

233.316

240.496

3,1% 

68,51

69,40

1,3%

Rheinland-Pfalz 

261.417

265.554

1,6%

73,22

71,85

-1,9%

Saarland

251.940

256.412

1,8%

67,90

67,88

0,0%

Sachsen 

255.524

260.751

2,0%

67,74

65,96

-2,6%

Sachsen-Anhalt 

303.125

311.220

2,7% 

72,26

72,08

-0,2%

Schleswig-Holstein 

239.519

242.049

1,1%

72,00

69,24

-3,8%

Thüringen

280.968

290.644

3,4%

71,54

72,06

0,7%

Westfalen-Lippe 

247.909

253.605

2,3%

65,35

65,11

-0,4%

Quelle: KBV Honorarbericht 4/2022

Praxisergebnis hängt auch von HzV und PKV-Anteil ab

Die im Honorarbericht der KBV ausgewiesenen Zahlen bilden allerdings nur einen Teil der Praxiseinnahmen ab. So fehlen die Umsätze aus der Coronavirus-Testverordnung und den Schutzimpfungen gegen SARS-CoV-2. 
Ferner spielen die Selektivverträge – insbesondere für die Hausärzte in Süddeutschland – eine große Rolle. 2022 wurde die Gesamtvergütung von 44,2 Mrd. Euro bereinigt um 1,3 Mrd. Euro für Leistungen in Selektivverträgen und in der ambulanten spezialfachärztlichen Versorgung.

Zudem bleiben die Honorarumsätze mit Privatversicherten und Selbstzahlern (IGeL) bei der vertragsärztlichen Betrachtung außen vor. Der Anteil dieser Klientel ist in Ostdeutschland kleiner als im Westen, was die GKV-Umsatz-Spitzenposition der Hausärzte in Sachsen-Anhalt und Thüringen relativiert.

Der PKV-Verband beziffert allein den „Mehrumsatz“ mit Privatversicherten je Arztpraxis im Jahr 2022 mit 63.121 Euro (verglichen mit einer hypothetischen Abrechnung unter GKV-Bedingungen). Die Privatversicherten tragen demnach 20,4 % zur Finanzierung der ambulant-ärztlichen Versorgung bei, obwohl ihr Bevölkerungsanteil nur 10,3 % beträgt. 

Umsatzverteilung und Überschuss nach Kosten

In der Betrachtung des 4. Quartals 2022 weist die KBV auch die Umsatzklassenverteilung der jeweiligen Arztgruppe aus. Bei den Allgemeinmedizinern und hausärztlichen Internisten liegt der Median des Quartalsumsatzes bei 59.674 Euro (siehe Grafik). Das heißt: Eine Hälfte der Fachgruppe verdiente maximal so viel, die andere Hälfte auch darüber hinaus. Unter Ansatz des arithmetischen Mittels von 62.654 Euro Honorar in 4/22 errechnete die KBV mithilfe des Kostensatzes aus dem Zi-Praxis-Panel einen Quartalsüberschuss pro Allgemeinmediziner bzw. Hausarztinternisten von 31.825 Euro. Das kommt einem Bruttomonatsgehalt von rd. 10.000 Euro nahe.

Medical-Tribune-Bericht

Die GKV-Honorarumsatzklassen für Allgemeinmediziner und hausärztliche Internisten im 4. Quartal 2022. Der Median teilt die Gruppe in jeweils 50 % auf. Die GKV-Honorarumsatzklassen für Allgemeinmediziner und hausärztliche Internisten im 4. Quartal 2022. Der Median teilt die Gruppe in jeweils 50 % auf. © MT